Umweltaktivisten fordern einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Räumung des Hambacher Forstes vor einem Jahr. Eine komplette Aufklärung des Polizei-Einsatzes sei im öffentlichen Interesse, erklärte Kathrin Henneberger von der Anti-Braunkohle-Bewegung "Ende Gelände" am 12. September in Münster. Sie warf der nordrhein-westfälischen Landesregierung von CDU und FDP vor, "eine von RWE in Auftrag gegebene Räumung durchgeführt und in Hinterzimmergesprächen geheime Absprachen getroffen" zu haben.

Die Räumung des Forstes sei "verantwortungslos und grob fahrlässig" gewesen, sagte Umweltschützerin Antje Grothus von der Initiative "Buirer für Buir". "Der soziale Frieden war massiv gefährdet." Innenminister Herbert Reul (CDU) hätte innehalten und die Ergebnisse der damals tagenden Kohlekommission abwarten müssen, "statt mit massiver Polizeigewalt vorzugehen". Grothus war Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Kohlekommission.

Baumpflanzaktion

Bastian Neuwirth von Greenpeace Deutschland forderte verbindliche Zusagen für den Erhalt des Hambacher Forstes und die noch verbliebenen Dörfer im Kohlerevier. "Der Hambacher Forst ist derzeit mehr gefährdet, denn je", erklärte er. Der nahe liegende riesige Tagebau Garzweiler II von RWE habe in den beiden heißen Sommern 2018 und 2019 "wie ein Riesenfön" den Wald ausgetrocknet. Notwendig seien ein sofortiger Stopp der Bagger von RWE und die Einrichtung einer 500 Meter breiten thermischen Pufferzone um den Hambacher Forst. Das Waldstück sollte dazu in eine Stiftung überführt werden. Bei einem "Großen Waldspaziergang" am 13. Oktober wollen die Aktivisten dort als Symbol neue Bäume pflanzen.

Die Umwelt-Gruppen werden sich vorher am 20. September an dem Klima-Aktionstag von "Fridays for Future" beteiligen. Geplant ist eine Demonstration in Köln ab 13 Uhr vom Hauptbahnhof nach Köln-Deutz ziehen. Für Ende 2019 kündigten die Aktivistin neue Blockaden von Braunkohlebaggern in der Lausitz an.

Der Hambacher Forst ist ein wenige hundert Hektar großes Waldstück zwischen Köln und Aachen, das als Symbol des Widerstands gegen den Braunkohle-Abbau gilt. Umweltschützer und Polizei lieferten sich dort monatelang teilweise gewalttätige Auseinandersetzungen. RWE wollte als Betreiber des Tagebaus Hambach ursprünglich ab Mitte Oktober 2018 die Hälfte des noch stehenden Waldes roden. Nachdem sich die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission für den Erhalt des Hambacher Forsts aussprach und sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dem anschloss, kündigte der Essener Energiekonzern an, bis 2020 keine weiteren Bäume zu fällen.