Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, kandidiert für eine weitere Amtszeit von acht Jahren an der Spitze der viertgrößten deutschen Landeskirche. Die 56-jährige Theologin wurde ohne Gegenkandidaten nominiert, wie die westfälische Kirche am 13. September in Bielefeld mitteilte. Die Entscheidung trifft die Landessynode, die vom 17. bis 20. November in Bielefeld tagt. Theoretisch könnten in der Synode weitere Kandidaten vorgeschlagen werden.

Kurschus wurde im November 2011 als erste Frau zur leitenden Theologin der Landeskirche gewählt, sie trat ihr Amt im März 2012 an. Seit knapp vier Jahren ist sie zudem stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die 56-Jährige bekleidet eine Reihe weiterer kirchlicher Ämter, unter anderem ist sie EKD-Beauftragte für die Beziehungen zu den polnischen Kirchen, Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bibelgesellschaft und Mitherausgeberin des evangelischen Magazins "chrismon" sowie der evangelischen Monatszeitschrift "Zeitzeichen".

Bundesweite Bekanntheit erlangte die als brillante Rednerin geltende Theologin, als sie 2015 im zentralen Trauergottesdienst für die Opfer des Germanwings-Absturzes eine vielbeachtete Predigt hielt. Kurschus wurde am 14. Februar 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren und wuchs im hessischen Obersuhl und in Siegen auf. Nach Beginn eines Medizinstudiums wechselte sie 1983 zur evangelischen Theologie und studierte in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal. In Siegen machte sie ihr Vikariat, wurde 1993 Gemeindepfarrerin und 2005 Superintendentin des Kirchenkreises Siegen.

Weitere Wahl steht im November an

Die Landessynode der mehr als 2,2 Millionen Mitglieder zählenden westfälischen Kirche entscheidet auch über ein weiteres Kirchenleitungsamt: Die 63-jährige Personaldezernentin und Oberkirchenrätin Petra Wallmann tritt zum 1. April 2020 in den Ruhestand. Um ihre Nachfolge bewerben sich die Recklinghäuser Superintendentin Katrin Göckenjan-Wessel (56) und der aus Oldenburg stammende Pfarrer Urs-Ullrich Muther (51).

Göckenjan-Wessel wurde in Münster geboren und war nach dem Theologiestudium in Bielefeld-Bethel und Hamburg Vikarin und Pfarrerin in Gelsenkirchen. Seit 2013 ist sie Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen. Muther studierte ebenfalls Theologie in Bethel sowie Philosophie und Geschichte in Bochum und war zunächst Pfarrer im niedersächsischen Westerstede. Nach einem Fernstudium ist er auch diplomierter Kaufmann und Volkswirt und nimmt an der Universität Oldenburg einen Lehrauftrag für Wirtschaftsethik wahr.

Die Landessynode muss außerdem beschließen, ob die Kirchenleitung von 18 auf 14 Mitglieder verkleinert wird. Hintergrund sind die stetig sinkenden Kirchensteuereinnahmen.