Angesichts des dramatischen Zustands des deutschen Waldes hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) eine umfangreiche Aufforstung angekündigt. "Wir haben eine Zäsur", sagte sie am 29. August nach einem Treffen mit Waldbesitzern, Vertretern von Forstwirtschaft und Behörden und Naturschützern zum Thema "Wald im Klimawandel" in Berlin. So seien allein im vergangenen Jahr durch Stürme, Dürre, Brände und Borkenkäferbefall mehr als 110.000 Hektar Wald verloren gegangen - was etwa der Fläche von Berlin und Potsdam zusammen entspricht.

Daher plant Klöckner ein Wiederaufforstungsprogramm und einen Waldumbau: Klimaangepasste Mischwälder sollen Nadelhölzer zunehmend ablösen. Dafür habe sie mindestens eine halbe Milliarde Euro beim Klimafonds beantragt. Wer in den Wäldern unterwegs sei sehe Dramatisches, betonte die Ministerin. Laubbäume hätten jetzt schon gelbe Blätter, und gestandene Buchen vertrockneten von oben wie von unten, weil die Wurzelteller nicht tief genug wachsen könnten.

Fläche von 3.300 Fußballfeldern verloren

Durch Brände allein sei Wald auf einer Fläche von 3.300 Fußballfeldern verloren gegangen. Mehrere Millionen Bäume sollen daher neu gepflanzt werden. "Hätten wir den deutschen Wald nicht, dann hätten wir 14 Prozent mehr CO2-Emissionen", betonte Klöckner. Eine Milliarde Setzlinge stünden bereit und könnten zügig eingesetzt werden.

Allerdings müssten bis dahin noch einige Vorbereitungen getroffen werden. So sei es nicht möglich, zu pflanzen, wenn das Schadholz noch nicht entfernt worden sei. Dabei handelt es sich etwa um Bäume, die beim Sturm umgefallen sind, nach wie vor im Wald liegen und womöglich Borkenkäfer anziehen. Auch dürfe es in der Zeit, in der gepflanzt werden könne, im Frühjahr und Herbst, nicht zu trocken sein. Ferner gebe es einen enormen Engpass beim Forstpersonal, weil es bei einigen Verwaltungen einen Einstellungsstopp gebe.

Grüne fordern "Waldzukunftsfonds"

Forstminister aus mehreren Bundesländern hatten Anfang August 800 Millionen Euro Unterstützung vom Bund gefordert. Am 25. September soll bei einem Nationalen Waldgipfel konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht und darüber gesprochen werden, wie das Geld schnell und zuverlässig vor Ort kommt.

Verbände der Waldwirtschaft haben am 28. August zur Behebung der Schäden und für die Aufforstung Unterstützung in Höhe von 2,3 Milliarden Euro gefordert. Die Grünen verlangen einen "Waldzukunftsfonds" von einer Milliarde Euro für die nächsten Jahre als erste Finanzspritze für den kranken Wald. Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der "Passauer Neuen Presse", das Zeitalter der Nadelholz-Forstplantagen müsse ein Ende haben. Stattdessen würden mehr naturnahe Wälder benötigt. In den kommenden Jahren müssten fünf Prozent des deutschen Forstes zu Urwäldern werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßte, "dass der Wald auf Bundesebene endlich die notwendige Aufmerksamkeit erhält". Neben der Wiederbewaldung abgestorbener Waldflächen sei vor allem der Waldumbau zwingend erforderlich, weg von naturfernen Nadelforsten hin zu klimastabilen Laubmischwäldern. Für beide Aufgaben ist dringend mehr Personal im Wald notwendig.