Nach dem Versand von mutmaßlichen Drohbriefen an zwei Journalisten in Dortmund ermittelt die Sonderkommission Rechts der Polizei wegen eines offenbar rechtsextremistischen Hintergrunds. Die beiden Briefe waren am 3. Juli am Arbeitsplatz eines Betroffenen, im Dortmunder Studio des Westdeutschen Rundfunks, sowie an der Privatadresse des zweiten Journalisten angekommen, teilte die Dortmunder Polizei am 4. Juli mit. Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW forderte von den Strafverfolgungsbehörden, auch geringfügige Angriffe auf Journalisten konsequent zu ahnden.

In den Briefen fand sich der Polizei zufolge weißes Pulver unbekannter Herkunft. In beiden Fällen rückten deshalb Spezialisten der Feuerwehr aus, um die Substanz zu überprüfen. Nach einer ersten Einschätzung war die Substanz harmlos, es handelte sich wohl um Backpulver.

DJV NRW fordert konsequentes Vorgehen gegen Übergriffe

Da es Hinweise auf eine politisch motivierte Tat gibt, übernahm die Sonderkommission Rechts die Ermittlungen in beiden Fällen. Beide Journalisten berichten den Angaben zufolge seit längerem über die rechtsextremistische Szene in Dortmund und wurden in der Vergangenheit schon Opfer von Bedrohungen durch Rechte.

Die stellvertretende Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf kündigte an, alles daran zu setzen, "die Hintergründe der Tat aufzuklären und die Freiheit des Journalismus zu gewährleisten". Der freie Journalismus sei "ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie", betonte Dorndorf. Es komme einem Angriff auf die Werte der Demokratie gleich, wenn versucht werde, Berichterstattungen durch Bedrohung von Journalisten zu beeinflussen.

Bereits seit dem Jahr 2015 geht die Dortmunder Polizei mit der Sonderkommission Rechts gegen rechtsextremistische Straftäter vor. Die Ruhrgebietsstadt gilt als Hochburg für Rechtsextreme und Neonazis in Westdeutschland.

Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW forderte von Polizei und Staatsschutz einen wirksamen Schutz von Journalisten. "Verfassungsschutz, Staatsanwaltschaften und Gerichte sind aufgefordert, konsequent zu ermitteln und auch vermeintlich kleine Bedrohungen zu verfolgen", sagte der NRW-Landesvorsitzende des DJV, Frank Stach, in Düsseldorf. Der aktuelle Vorfall in Dortmund sei "leider nur die Spitze des Eisberges". Journalisten, die in der rechtsextremen Szene recherchierten, sähen "sich allzu häufig solchen Bedrohungen ausgesetzt".