Hamburg (epd). Der NDR-Rundfunkrat hat Joachim Knuth (60) zum neuen Intendanten gewählt. Der bisherige Hörfunkdirektor des Senders erhielt am 5. Juli in geheimer Abstimmung 40 Ja-Stimmen und damit die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, wie der NDR in Hamburg mitteilte. Knuth war der einzige Kandidat. Ein Rundfunkratsmitglied stimmte gegen ihn, sechs enthielten sich. Knuth soll im Januar Lutz Marmor (65) nach zwei Amtszeiten an der Spitze der drittgrößten ARD-Anstalt ablösen.
Marmor hatte vor einigen Wochen vor Mitarbeitern des Senders erklärt, keine dritte Amtsperiode anzustreben. Er habe sich zwar vorstellen können, nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit noch "zwei, drei Jahre dranzuhängen", ihn hätten aber von den Gremien Signale erreicht, dass es wohl ein anderer Personalvorschlag sein werde.
Amtszeit beträgt sechs Jahre
Das Vorschlagsrecht für den Posten liegt nach dem NDR-Staatsvertrag beim Verwaltungsrat. Das zweite Aufsichtsgremium des Senders hatte Knuth Mitte Juni nominiert. Dass der Verwaltungsrat nicht noch weitere Kandidaten zur Wahl vorschlug, hatte auch senderintern für Kritik gesorgt. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.
Joachim Knuth stammt aus Kiel. Seine Karriere beim NDR startete er 1985 als Nachrichtenredakteur. Nach Stationen unter anderen als Referent des damaligen Intendanten Jobst Plog Anfang der 90er Jahre war er von 1998 bis 2007 Wellenchef von NDR Info und Hörfunkchefredakteur. 2008 wurde er Hörfunk-Programmdirektor. Seit dem 1. Juli ist er zusätzlich stellvertretender Intendant des NDR. Den Intendantenposten soll er am 13. Januar 2020 übernehmen.
Knuth ist verheiratet mit der Hamburger Pröpstin und Hauptpastorin Ulrike Murmann. Das Paar hat drei Kinder. Er ist Mitgründer und Beiratsvorsitzender des Deutschen Radiopreises, der seit 2010 an Hörfunkjournalisten von öffentlich-rechtlichen wie privaten Programmen vergeben wird.
Der Betriebswirt Lutz Marmor ist seit 2008 NDR-Intendant, zuvor war er von 1995 bis 2006 Verwaltungsdirektor des Senders. Von 2006 bis 2008 war er Verwaltungsdirektor und stellvertretender Intendant des WDR.
"Mit Joachim Knuth gewinnt der NDR einen profilierten Journalisten mit exzellenter Führungsqualifikation für die verantwortungsvolle Aufgabe des Intendanten", sagte die Rundfunkratsvorsitzende Cornelia Nenz. Der künftige Intendant genieße über den NDR hinaus große Wertschätzung, erklärte Nenz, die vom Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern in den Rundfunkrat entsandt wurde. Knuth selbst sagte, der NDR müsse auf den Medienwandel reagieren mit "mehr crossmedial produzierten Inhalten, die die Norddeutschen immer und überall nutzen können".
In diesem Jahr standen bereits bei zwei weiteren ARD-Anstalten Intendantenwahlen an: Der Rundfunkrat von Radio Bremen kürte im März Yvette Gerner zur Intendantin, die SWR-Gremien wählten im Mai Kai Gniffke an die Senderspitze. Lediglich beim SWR hatten zwei Kandidaten zur Wahl gestanden.
Zum Sendegebiet des NDR gehören die Länder Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Im Jahr 2017 nahm der NDR insgesamt 1,08 Milliarden Euro ein, er ist damit nach WDR und SWR der drittgrößte Sender im ARD-Verbund.