Berlin (epd). Das Deutsche Historische Museum (DHM) gibt die Kreuzkapsäule "Cape Cross" offiziell an Namibia zurück. Die rund 3,5 Meter große und über eine Tonne schwere Säule mit Steinkreuz wurde in der Kolonialzeit vor 125 Jahren von Kaiser Wilhelm II. von Namibia nach Deutschland gebracht, sagte DHM-Präsident Raphael Gross am 18. Mai in Berlin. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Museumschef Gross werden die für diesen Spätsommer geplante Rückgabe der Säule begleiten. Der namibische Botschafter, Andreas Guibeb, begrüßte die Restitution als weiteren Schritt zur Aussöhnung zwischen Namibia und Deutschland.
Die namibische Regierung hatte den Angaben zufolge 2017 ein offizielles Rückgabeersuchen für die "Cape Cross" genannte Kreuzsäule an die Bundesregierung gestellt. Im Juni 2018 hatte das DHM mit rund 400 internationalen Experten ein Symposium zu ihrer Geschichte veranstaltet. Am Donnerstag fällte das Kuratorium des Museums einstimmig den Beschluss zur Rückgabe der Säule, die bislang noch im DHM ausgestellt ist. Gross betonte, "Cape Cross" sei für Namibia von großer historischer und kultureller Bedeutung. Es sei eines der wenigen Objekte, das die Landnahme durch die Portugiesen und damit den Beginn der Kolonialgeschichte für die Namibier dokumentiere.
Portugiesisches Herrschaftszeichen
Bei der Kreuzkapsäule handelt es sich um ein ehemaliges portugiesisches Herrschaftszeichen, das von Portugal um 1486 an der heutigen namibischen Küste aufgestellt wurde. Kaiser Wilhelm II. ließ sie 1894, als das Land zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika geworden war, nach Berlin bringen. Eine 1895 von Deutschen aufgestellte Granit-Kopie der Säule wurde 1968 von Namibia zum Nationaldenkmal erklärt.
"Die Rückgabe der Säule vom 'Cape Cross' ist ein deutliches Signal, dass wir uns zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit bekennen", sagte Kulturstaatsministerin Grütters. Museumschef Gross erklärte: "Die Wegnahme der Säule geschah im kolonialen Kontext." Die Rückgabe solle deshalb "als ein Ausdruck der Bereitschaft verstanden werden", sich mit der deutschen Kolonialgeschichte und dem damit verbundenen Unrecht in einem kontinuierlichen Dialog mit den Nachkommen der Betroffenen auseinanderzusetzen.
Laut Auswärtigem Amt handelt es sich um das derzeit einzige Kulturgut aus kolonialen Kontexten, für das eine offizielle Rückgabeforderung bei der Bundesregierung vorliegt. Bereits im August hatte das Auswärtige Amt menschliche Überreste an Namibia zurückgegeben. Ende Februar restituierte Baden-Württemberg zudem die sogenannte Witbooi-Bibel an den westafrikanischen Staat.
Zur Frage der Anerkennung der zur Kolonialzeit von deutschen Militärs begangen Gräueltaten an Herero und Nama als "Völkermord" äußerte sich Namibias Botschafter Guibeb zurückhaltend. Es handele sich um eine "schwierige Frage", die in einem "sehr guten Klima" auf Regierungsebene zwischen Namibia und Deutschland behandelt werde. In den vergangenen drei Jahren seien dazu "sehr große Fortschritte" gemacht worden, etwa mit Blick auf "eine gemeinsame Sprache, wie wir diese Entwicklungen beschreiben können". Die Erwartungen der Öffentlichkeit seien zwar hoch. Dennoch müssten noch einige Details geklärt werden, die Zeit brauchen. Geplant sei eine gemeinsame Erklärung beider Länder dazu, kündigte der Botschafter an.