Die Stiftung Insel Hombroich trauert um den Künstler Anatol Herzfeld. Herzfeld sei am 10. Mai im Alter von 88 Jahren gestorben, teilte die Stiftung am 13. Mai in Neuss mit. Mit ihm sei der letzte Künstler aus der Gründungsriege der Museumsinsel in Neuss-Holzheim gestorben. Der Bildhauer Herzfeld war mit dem Gründer, Karl-Heinrich Müller, befreundet und ein Künstler der ersten Stunde mit eigenem Atelier in der renaturierten Park- und Auenlandschaft am Ufer der Erft. "Wir werden seine Präsenz im Museum Insel Hombroich vermissen."

Mit seinen Skulpturen aus Holz, Stein und Eisen habe Herzfeld das Gesicht der Insel mit ihren Ausstellungspavillons und Ateliers seit Anfang der 1980er Jahre mitgeprägt, würdigte die Stiftung das Engagement des Künstlers. Mehr als 30 Jahre sei er fast täglich mit seiner Frau Erdmute nach Hombroich gekommen und habe in seinem Atelier mit Außenanlage gearbeitet. Mit seiner eigenwilligen, wuchtigen, aber offenherzigen Art und seinem Talent als Geschichtenerzähler habe er sich dem Austausch mit Künstlern und Besuchern gewidmet.

Beuys-Schüler

Anatol Herzfeld wurde 1931 als Karl-Heinz Herzfeld in Insterburg in Ostpreußen geboren. Nach der Vertreibung zog er ins Rheinland und lernte den Beruf des Kunstschmieds. Später ging er in den Polizeidienst und trat viele Jahre mit einem Puppenspiel-Programm unter anderem zur Verkehrerziehung an Schulen auf. Die Begegnung mit seinem späteren Lehrer Joseph Beuys eröffnete ihm neue Perspektiven. Von 1964 bis 1972 studierte Herzfeld an der Düsseldorfer Kunstakademie. Er gehörte zu den Beuys-Schülern, die 1973 den Einbaum "Das blaue Wunder" schnitzten, mit dem sie ihren Professor nach einem Streit mit dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) in einer spektakulären Aktion über den Rhein zurück zur Kunstakademie ruderten.

Herzfeld, der 1975 zu den Gründern der Freien Akademie Oldenburg gehörte, war mehrmals an der documenta beteiligt. 1991 erhielt er den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und 1992 den Lovis-Corinth-Preis. Er war auch Honorar-Professor an der University of South Dakota und Ehrenbürger des US-Bundesstaates.

Anatol Herzfeld, der vielen Besuchern der Museumsinsel Hombroich in Latzhose, mit Hut und Schnauzbart in Erinnerung bleiben dürfte, bezeichnete sich nicht als fromm, vielmehr als überzeugten Christen. Er wuchs in einer bibelfesten Pflegefamilie auf. Ihm sei die Bibel "so wichtig wie sein Amboss" in seinem Atelier und sie liege immer griffbereit, hatte er zu seinem 85. Geburtstag gesagt. Viele seiner Arbeiten nehmen Bezug auf biblische Gestalten oder arbeiten mit christlicher Bildsprache. Sein Triptychon von 1991 mit einem gefesselten Jesus, umrahmt von seinen Anklägern Pilatus und Kaiphas, befindet sich in der Krypta der St. Agnes-Kirche in Köln.