Das Land Nordrhein-Westfalen will die Schulen bei der Vorbeugung gegen Gewalt und Diskriminierung stärker unterstützen. Das sieht ein Aktionsplan "Für Demokratie und Respekt" vor, den Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am 17. Mai in Düsseldorf vorstellte. Im Zentrum steht eine Verdoppelung des schulpsychologischen Engagements des Landes. Aktuell gibt es landesweit 357 Schulpsychologen, von denen 189 beim Land und 168 bei den Kommunen angestellt sind. Das Land will seinen Anteil nun mit 162 geplanten Neueinstellungen aufstocken.

Schon zum 1. August soll es 54 erstmalige Stellen für Beratungslehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte geben, die bei den schulpsychologischen Diensten angesiedelt sein werden. Die Zahl der Stellen für Schulpsychologen soll im nächsten Haushalt um 100 erhöht werden. Acht neue Stellen seien schon in diesem Jahr geschaffen worden, wie die Ministerin erläuterte. Schulen seien ein Ort, um zu lernen und die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen. Gewalt und Diskriminierung hätten da keinen Platz.

Deutlicher Anstieg von Straftaten an Schulen

Anlass für den Aktionsplan, zu dem auch ein Notfallordner mit Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Krisen- und Notfalllagen an Schulen gehört, ist der jüngst deutliche Anstieg von Straftaten an Schulen. So gab es 1.034 angezeigte Fälle von Gewaltkriminalität im Jahr 2017 - laut Ministerium vor allem beim Cybermobbing. Das waren knapp 18 Prozent mehr als 2016. Gebauer schließt einen "Ausreißer" nicht aus, denn in den Jahren 2008 bis 2016 war die Zahl dieser Delikte von 1.782 auf 879 noch um mehr als die Hälfte gesunken.

"Unsere 6.000 Schulen in NRW sind sichere Orte", betonte die Ministerin vor diesem Hintergrund. Aber jeder Fall von Gewalt und Diskriminierung sei "ein Fall zu viel". Die Politik sei mitverantwortlich, dass die Sicherheit an den Schulen gewährleistet bleibe: "Deshalb wollen wir die Schulen noch besser bei der Präventionsarbeit unterstützen. Denn Prävention ist immer besser als Intervention."

Weitere Bausteine des Aktionsplans, der auf Empfehlungen von Bildungsexperten beruht, sind Aus- und Fortbildungen für die Schulleitungen und die Lehrkräfte, in denen der Umgang mit Gewalt und Diskriminierung Thema ist. Außerdem will die Landesregierung die Erfassung von Straftaten an Schulen neu regeln und in diesem Zusammenhang prüfen, ob eine Meldepflicht für bestimmte Delikte wie beispielsweise antisemitische Straftaten eingeführt werden soll.

Gebauer: "Gewaltdelikte häufig auch verbaler Art"

Gewaltdelikte seien keinesfalls nur körperlicher, sondern häufig auch verbaler Art, sagte die Ministerin. Sie sprach sich dafür aus, grundsätzlich jede Straftat an Schulen zu melden. Inwiefern das bisher schon geschehe, sei aber nicht bekannt. Auch über das Anzeigeverhalten von Schülern und Lehrern gebe es bislang keine Erkenntnisse.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW begrüßte die Aufstockung des schulpsychologischen Dienstes als wichtigen Schritt. Die Opfer seien Kinder, Jugendliche und die Pädagogen, erklärte am Freitag der Landesvorsitzende Stefan Behlau in Dortmund. Immerhin berichte jede dritte Schulleitung in NRW über Gewalt gegen Lehrkräfte. Entscheidend sei aber auch eine Stärkung des pädagogische Personals und der Schulsozialarbeit. "Wir fordern für jede Schule mindestens eine Landesstelle für Schulsozialarbeit."