Essen, Berlin (epd). Soldaten der Bundeswehr haben im vergangenen Jahr als Karriereberater insgesamt 5.267 Vorträge an Schulen gehalten und für eine Berufslaufbahn bei der Armee geworben. Damit erreichten die besonders beauftragten Offiziere im vergangenen Jahr 115.367 Schülerinnen und Schüler, teilte das Verteidigungsministerium auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag mit. Die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (20. Mai) hatten zunächst darüber berichtet.
Die meisten Vorträge hielten die Soldaten den Angaben nach an Realschulen (1.768), Berufsbildenden Schulen (1.637) und Gymnasien (1.335). Hinzu kamen rund 3.000 Vorträge von Karriereberatern der Bundeswehr vor Schülern, Lehrern und Vertretern der Schulbehörde etwa im Rahmen von Projekttagen oder Jobmessen.
Zudem hielten sogenannte Jugendoffiziere der Bundeswehr im vergangenen Jahr 3.459 Vorträge an Schulen, in denen sie nach Angaben der Bundesregierung über militärische und sicherheitspolitische Themen informierten. Die Jugendoffiziere erreichten in diesem Bereich 86.688 Mädchen und Jungen in den Klassenzimmern. Zudem veranstaltete die Bundeswehr rund 1.000 Seminare für Schulen und erreichten so noch einmal mehr als 30.000 Schülerinnen und Schüler.
Linke nennt Vorgehen "Militärpropaganda"
Insgesamt seien 2018 keine signifikanten Änderungen zur Reichweite festzustellen, hieß es. Sie bleibe auf hohem Niveau. Dennoch übte die Linke Kritik an den Vorträgen von Karriereberatern und Jugendoffizieren an Schulen. "Die Militarisierung der Schulen muss endlich beendet werden. Sie sollen der Wertevermittlung, nicht der Aufrüstung der Köpfe dienen", erklärte die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke. Die Einbindung von Lehrpersonal in die Bundeswehr-Veranstaltungen untergrabe zudem die gebotene politische Neutralität der Schulen. Auch die Lehrer-Gewerkschaft GEW hatte Besuche der Bundeswehr an Schulen in der Vergangenheit kritisiert.
Die Bundesregierung verteidigte dagegen den Einsatz von Karriereberatern und Jugendoffizieren und wies den Vorwurf der Militarisierung der Schulen zurück. Das Handeln der Bundeswehr als Parlamentsarmee sei durch die enge Begleitung durch den Deutschen Bundestag besonders legitimiert. "Aktivitäten der Bundeswehr sind keine Maßnahmen der Militarisierung", erklärte das Verteidigungsministerium in seiner Antwort. Jugendoffiziere führten keinen Unterricht, sondern informierten lediglich. Lehrer seien bei den Veranstaltungen anwesend und für ihren Unterricht pädagogisch verantwortlich.