Das entwicklungspolitische Südwind-Institut fordert vom Sportartikel-Hersteller Adidas mehr Einsatz für existenzsichernde Löhne in seinen Produktionsländern. Die Südwind-Mitarbeiterin Sabine Ferenschild werde diese Kritik, autorisiert durch den Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, auf der Adidas-Hauptversammlung am 9. Mai in Fürth thematisieren, teilte Südwind am 8. Mai in Bonn mit. "Da die Adidas AG seit vielen Jahren ihre selbst gesteckten Ziele, den Beschäftigten in der Adidas-Wertschöpfungskette eine faire Entlohnung zu zahlen, verfehlt, kann ich Vorstand und Aufsichtsrat nicht meine Stimme zur Entlastung geben", sagte Ferenschild. Das Unternehmen selbst betonte dagegen, Adidas setze auf faire Arbeitsstandards in seiner globalen Lieferkette.

Die Südwind-Mitarbeiterin Ferenschild verwies darauf, dass Adidas Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien ist, das sich für existenzsichernde Löhne in den Wertschöpfungsketten der Mitgliedsunternehmen einsetzt. Konkret kritisiert Südwind vor allem die Situation in Kambodscha, wo Adidas den Angaben nach fast ein Viertel seiner Kleidung produzieren lässt. Der dortige Mindestlohn von umgerechnet 158 Euro im Monat reiche zum Leben nicht aus, erklärte das Institut. Eine typische vier- bis fünfköpfige Familie bräuchte monatlich 274 Euro. Dennoch beteilige sich Adidas nicht an der ACT-Initiative für existenzsichernde Löhne.

Die Initiative, in der Textilunternehmen und Gewerkschaften zusammengeschlossen sind, bemühe sich im Gespräch mit kambodschanischen Gewerkschaften, der Regierung und Arbeitgebern um Tarifverhandlungen für den Textilsektor. Der kambodschanische Arbeitgeberverband habe aber im März zum Ausdruck gebracht, dass er keine Verhandlungen beginnen werde ohne weitere Zusagen großer Marken, trotz steigender Löhne weiter in dem südostasiatischen Land produzieren zu lassen. "Adidas' Passivität in dieser Lage ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten, die von ihren Löhnen nicht leben können", sagte Ferenschild.

Südwind forderte Adidas auf, der ACT-Initiative beizutreten und sich über das Textilbündnis für bessere Löhne in Kambodscha sowie im Produktionsland Indonesien einzusetzen. Über die Zahlung existenzsichernder Löhne müsse das Unternehmen in einem Stufenplan öffentlich Rechenschaft ablegen.

Adidas wies die Kritik zurück. Die Adidas-Arbeitsplatzstandards verpflichteten Zulieferer dazu, die Vergütung der Arbeiter unter anderem durch Entlohnungssysteme, Zusatzleistungen und Sozialprogramme fortschreitend zu steigern. "Der jeweils gültige gesetzliche Mindestlohn ist dabei das absolute Minimum", sagte ein Unternehmenssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Kambodscha liege das durchschnittliche Monatseinkommen von Arbeitern in Zulieferbetrieben inklusive gesetzlich zulässiger Überstunden bei 290 US-Dollar, umgerechnet knapp 260 Euro. Adidas fördere zudem in seinen Produktionsländern freie Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern, erklärte der Sprecher und verwies auf ein Protokoll für Vereinigungsfreiheit, das Adidas in Indonesien mit Hilfsorganisationen wie Oxfam etabliert hat.