Die Kindertagesstätten im Rheinland wünschen sich laut einer Studie des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mehr Unterstützung bei der Inklusion behinderter Kinder. "Kindertagesstätten wünschen sich vor allem mehr Personal und mehr Kooperationsmöglichkeiten mit Frühförderzentren und Therapeuten", sagte der Projektleiter der Rheinland-Kita-Studie, der Erziehungswissenschaftler Rüdiger Kißgen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Knapp zwei Drittel der befragten Kitas, die bereits behinderte Kinder betreuen, gaben an, dass es ihnen an Personal und der Zusammenarbeit mit Fachleuten mangele.

An der bundesweit größten Studie zum Stand der Inklusion in Kitas, die am 7. Mai in Köln vorgestellt wurde, hatten sich rund 1.700 der 5.500 Einrichtungen im Rheinland beteiligt. 58 Prozent von ihnen betreuen bereits behinderte Kinder, 42 Prozent bislang nicht. Das nordrhein-westfälische Kinderbildungsgesetz (Kibiz) sieht die wohnortnahe Versorgung behinderter Kinder in Regel-Einrichtungen vor.

Pädagogische Konzepte unausgereift

Viele Kitas sind nach den Erkenntnissen der Studie noch nicht ausreichend auf die Betreuung behinderter Kinder vorbereitet. "Was die Auseinandersetzung der Einrichtungen mit dem Thema angeht, gibt es noch einen gewissen Nachholbedarf", sagte Kißgen, der Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Siegen ist. 20 Prozent der Kitas, die behinderte Kinder betreuen, haben der Studie zufolge in ihrem pädagogischen Konzept keinerlei Angaben zur Inklusion. Von den Einrichtungen, die bislang noch keine behinderten Kinder aufgenommen haben, hat sich mehr als die Hälfte noch keine konzeptionellen Gedanken über das Thema gemacht.

Raumprobleme

Einer der Gründe für Kitas, keine behinderten Kinder aufzunehmen, sind laut Studie fehlende Räume. "Nur acht Prozent der Kitas, die bislang keine behinderten Kinder betreuen, haben einen separaten Raum, der für Einzel- oder Kleingruppenarbeit genutzt werden kann", stellte Kißgen fest. Ein solcher Raum werde aber vor allem für behinderte Kinder gebraucht, die zum Beispiel Physiotherapie oder Logopädie benötigen. Selbst in 64 Prozent der inklusiven Einrichtungen fehle ein solcher Therapieraum. Kißgen forderte, die räumlichen Voraussetzungen für die Betreuung behinderter Kinder müssten bei künftigen Betriebszulassungen von Kitas berücksichtigt werden.

Die Leitungen der befragten Kitas wünschten sich laut Kißgen darüber hinaus mehr Fortbildung zum Thema Inklusion sowie weniger Bürokratie bei der Beantragung der Zuschüsse für die Betreuung behinderter Kinder. "Die Einrichtungen fühlen sich oft auch von ihren Trägern nicht optimal unterstützt", beobachtete Kißgen.

Bei der Umsetzung der Inklusion in Kitas gibt es nach Ansicht des Forschers noch ein großes Entwicklungspotenzial. "Das liegt darin, Kitas, die noch keine Kinder mit Behinderung betreuen, zu motivieren und zu unterstützen." Das könne unter anderem durch eine bessere räumliche Ausstattung der Einrichtungen und mehr Geld für langfristige Fortbildungen erreicht werden, schlug der Pädagoge vor.