Umweltschützer kritisieren eine "Campingplatz-Atmosphäre" im Hambacher Forst durch die Errichtung neuer Baumhäuser. Die Besetzer seien auch in bislang unberührte Bereiche des Waldes vorgedrungen, sagte der Geschäftsleiter des Umweltverbandes BUND in NRW, Dirk Jansen, der Essener "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" (online). "Da herrscht teilweise richtig Campingplatz-Atmosphäre." Er fürchte eine neuerliche Räumung durch die Polizei, bei der der Wald wie im vergangenen September Schaden nehmen könne.

Im Hambacher Forst hatten Demonstranten nach Angaben der Polizei Aachen im April wieder etwa 40 Baumhäuser errichtet. Zähle man Plattformen hinzu, komme man auf 50 bis 55 Strukturen, bestätigte ein Polizeisprecher am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aktuellere Zahlen liegen zurzeit nicht vor.

Jansen nannte die Situation skurril. Man habe einen Rodungsstopp und den auf Bundesebene vereinbarten Kohleausstieg erreicht. "Wir waren der endgültigen Rettung des Hambacher Forstes noch nie so nahe - und trotzdem wächst die Waldbesetzung", sagte der BUND-Geschäftsleiter. Jansen forderte von der nordrhein-westfälischen Landesregierung und dem Energiekonzern RWE, der den Tagebau Hambach betreibt, Klarheit zu schaffen. Der Wald müsse zur Ruhe kommen.

Der Hambacher Wald im Kreis Düren gilt als Symbol des Widerstands gegen den Kohle-Abbau. Nachdem sich die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" Ende Januar für den Erhalt des Waldes ausgesprochen hatte, schloss sich auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) der Einschätzung an. RWE kündigte daraufhin an, bis 2020 keine weiteren Bäume zu fällen. Ursprünglich hatte das Unternehmen ab Mitte Oktober 2018 die Hälfte des noch stehenden Waldes roden wollen.