Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten weltweit könnten nach Einschätzung von Experten aussterben. Menschliche Eingriffe gefährden laut eines am 6. Mai in Paris veröffentlichten Berichts des Weltbiodiversitätsrates immer stärker die natürlichen Lebensräume und die Artenvielfalt. Die Natur befinde sich in einem historisch beispiellosen Niedergang, und das Artensterben beschleunige sich, hieß es. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) rief zu gemeinsamen Anstrengungen gegen das Artensterben auf.

Viele der bedrohten Arten werden dem Report zufolge schon in den kommenden Jahrzehnten verschwinden. Mehr als 40 Prozent der Amphibienarten und mehr als ein Drittel aller Meeressäugetiere seien in Gefahr. Weiter sei zu befürchten, dass zehn Prozent aller Insektenarten nicht überleben werden.

Das zusammenhängende Netz des Lebens auf der Erde werde immer kleiner und schwächer, warnte Josef Settele, einer der Autoren des Berichtes. Der Verlust sei ein direktes Ergebnis menschlicher Handlungen, betonte er.

Ökologischer Kollaps

Der deutsche Biologe und Umweltforscher Settele trug mit mehr als 140 weiteren Experten aus 50 Ländern in den vergangenen drei Jahren das weltweite Wissen über das Artensterben zusammen. Weitere 310 Forscher beteiligten sich an dem Projekt. Die Fachleute geben den Politikern Empfehlungen, wie der Verlust der Ökosysteme zu stoppen ist. Der Weltbiodiversitätsrat hat seinen Sitz auf dem Campus der Vereinten Nationen in Bonn. Dem 2012 gegründeten Rat gehören 132 Regierungen an.

Als Reaktion auf den Bericht mahnten Umweltverbände eine Kehrtwende in der Lebensweise der Menschen an. "Die Zerstörung der biologischen Vielfalt bedroht die Menschheit mindestens so sehr wie die Klimakrise", sagte Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Bundesregierung müsse schnelle und wirksame Maßnahmen umsetzen, um den ökologischen Kollaps zu verhindern. Funktionierende Ökosystemen seien Grundlage des menschlichen Lebens. Die Bundesregierung müsse schnelle und wirksame Maßnahmen umsetzen, um den ökologischen Kollaps zu verhindern.

Der Naturschutzbund (Nabu) betonte, dass der Bericht gerade für Europa die intensive Landnutzung als Ursache für den Verlust benenne. Die Verknappung natürlicher Lebensräume und ihre Belastung ließen Schutzbemühungen häufig ins Leere laufen. Subventionen böten fatale Anreize für eine immer stärkere Bewirtschaftung von Feldern und Wäldern.Der Naturschutzbund (Nabu) kritisierte, dass Schutzbemühungen durch die Verknappung und Belastung natürlicher Lebensräume häufig ins Leere liefen.

NRW-Umweltministerin: Bericht ist "lauter Weckruf"

NRW-Umweltministerin Heinen-Esser bezeichnete den Bericht als "lauten Weckruf". "Wir müssen massiv gegensteuern und das Ausmaß und die Geschwindigkeit des globalen Artensterbens stoppen", mahnte sie. Zwischen biologischer Vielfalt und Klimawandel gebe es eine enge wechselseitige Beziehung. Nur durch gemeinsames Handeln auf verschiedenen Ebenen könne dem Klimawandel und dem Artenschwund erfolgreich begegnet werden.

Am 3. Juni veranstaltet das Umweltministerium im Düsseldorf den Angaben nach eine Konferenz, um über die Ursachen zu diskutieren und Gegenmaßnahmen zu beraten. Die Veranstaltung, an der auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) teilnehmen soll, richtet sich an Naturschutzverbände, Biologische Stationen, Landwirtschafts- und Wirtschaftsverbände, Waldbauern, Kommunale Spitzenverbände, sowie Vertreter aus Wissenschaft und Forschung.