Dortmund (epd). Um die Digitalisierung an Schulen in Nordrhein-Westfalen ist es einer Umfrage zufolge schlecht bestellt. An 90 Prozent aller Schulen in Nordrhein-Westfalen fehlen den Lehrkräften dienstliche Computer, bundesweit trifft dies auf 81 Prozent zu, wie der Verband Bildung und Erziehung am 6. Mai in Dortmund ein zentrales Ergebnis einer Umfrage mitteilte. Im Auftrag des VBE befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa bundesweit in telefonischen Interviews 1.232 Schulleitungen, darunter 259 aus Nordrhein-Westfalen.
Auch die Ausstattung im Schulunterricht ist unzureichend. Um nicht auf moderne Geräte verzichten zu müssen, nutzen an 15 Prozent der Schulen in NRW die Lehrkräfte die Methode "Bring your own device", bei der Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Tablet oder Smartphone im Unterricht nutzen. Bundesweit trifft dies auf 18 Prozent der befragten Schulen zu.
Es fehlt an Tablet-PCs, Internet nicht immer problemlos zugänglich
Mit 91 Prozent sehen fast alle Schulleitungen Nachteile darin, wenn Schüler eigene Geräte nutzen. Zu hoch sei die Anforderung an Lehrkräfte, wenn sie dieselbe Funktion auf unterschiedlichen Geräten und Systemen erklären müssen, lautet ein Befund der Umfrage. Und zu hoch sei die Gefahr des Mobbings unter Schülern, wenn nicht jeder ein Gerät in den Unterricht mitbringen könne oder veraltete Modelle nutze.
Klassensätze an Tablet-PCs und Smartphones fehlen der Umfrage zufolge an zwei Drittel der Schulen in Nordrhein-Westfalen und bundesweit (66 Prozent). Selbst dort, wo Geräte vorhanden sind, könnten Schülerschaft und Lehrkräfte nicht an allen Standorten problemlos auf das Internet zugreifen, hieß es. 69 Prozent der nordrhein-westfälischen Schulleitungen geben an, dass sowohl schnelles Internet als auch W-Lan nicht in allen Klassen- und Fachräumen zur Verfügung steht. Im Bundesdurchschnitt trifft dies auf 63 Prozent zu.
Für die Betreuung und Verantwortung der IT-Ausstattung ist an 62 Prozent der nordrhein-westfälischen Schulen IT-Fachpersonal im Einsatz. An 64 Prozent der Schulen übernehmen dies einzelne Lehrkräfte. Die Schulträger kommen in diesem Bereich nur an zehn Prozent der Schulen zum Einsatz.
Die Erwartung an den Digitalpakt sei viel zu hoch, erklärte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. "Der Digitalpakt ist eine verspätete Starthilfe. Unsere Schulen brauchen regelmäßige und nachhaltige Investitionen." Die Gewerkschaft verwies auch auf eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, wonach jährlich rund 2,8 Milliarden Euro bundesweit in die digitale Infrastruktur von Grund- und weiterführenden Schulen investiert werden müssten.
Der "Digitalpakt Schule" ist ein bundesweites Vorhaben. Der Bundesrat stimmte im März einer entsprechenden Grundgesetzänderung zu. Dadurch kann der Bund die Länder nun finanziell bei der Digitalisierung der Schulen unterstützen. Insgesamt will der Bund fünf Milliarden Euro investieren.