Katholische Frauen haben am Wochenende einen einwöchigen Kirchenstreik begonnen, um Reformen innerhalb der Kirche anzustoßen. Bei einem Gottesdienst vor dem St. Paulusdom in Münster sagte die Mitinitiatorin Elisabeth Kötter von der Frauenbewegung "Maria 2.0" am 12. Mai: «Es ist eine ernste Sache, dass wir heute hier draußen stehen. Es ist uns ernst mit unserer Kirche.» Wer Frauen verachte, der verachte die Hälfte der geliebten Kinder Gottes. Mehrere hundert Menschen nahmen an der zentralen Aktion der in Münster ins Leben gerufenen Bewegung teil.

"Maria 2.0" tritt unter anderem für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Priester ein. Bis zum 18. Mai wollen die Streikenden keine Kirche betreten und auch keine ehrenamtlichen Dienste verrichten.

Die Resonanz auf die Initiative ist nach Angaben der Initiatorinnen Andrea Voß-Frick und Elisabeth Kötter riesig. Mehr als hundert Gemeinden hätten sich der Bewegung angeschlossen. Da die Kampagne sich hauptsächlich über soziale Medien wie Facebook organisiert und mit Online-Petitionen um Unterschriften wirbt, haben sich die Organisatorinnen den Namen «Maria 2.0» gegeben.

«Der Kirche entgeht so viel an Kreativität und Spiritualität, die wollen wir unserer Kirche endlich zukommen lassen», betonte Kötter auf einer Holzkiste stehend bei dem Gottesdienst am Sonntag im Freien. Zum Ende des Aktion, in deren Zentrum ein großes «Maria 2.0»-Konterfei stand, zogen die Gottesdienstbesucher singend zum nahen Sitz des Münsteraner Bischofs Felix Genn.

Bischof Bode: "Ich finde die Aktion gut"

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode unterstützt die Frauenbewegung. "Ich finde die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche", sagte Bode, der auch Vorsitzender der Frauenkommission in der Deutschen Bischofskonferenz ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bode betonte, er tue sich zwar schwer damit, wenn Frauen am Sonntag auch die Eucharistiegemeinschaft aufkündigen und in Pfarrsälen eigene Feiern abhalten. "Aber die Ungeduld vieler Frauen in der katholischen Kirche muss man sehr wahrnehmen. Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht."

Eine Möglichkeit, auch Weiheämter für Frauen zu öffnen, könnte eine Weihe zu Diakoninnen sein, erklärte Bode. Das werde derzeit in der Bischofskonferenz ernsthaft diskutiert. Bislang können in der katholischen Kirche verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden. Sie taufen, beerdigen, predigen und assistieren in der Eucharistiefeier und bei Trauungen. Bode sieht allerdings in absehbarer Zeit noch keine Chance, dass das Priesteramt für Frauen geöffnet wird.