Das Erzbistum Köln hat sich von seinem Ausbildungsleiter für die Priesteramtskandidaten distanziert, der mit umstrittenen Äußerungen zur Homosexualität für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. "Die von Pater Romano Christen geäußerten Ansichten entsprechen nicht der Auffassung des Kölner Erzbischofs, Kardinal Woelki", sagte Generalvikar Markus Hofmann am 10. Mai in Köln. Christen hatte im Bonner Collegium Albertinum vor Priesteranwärtern Homosexualität als "Folge einer psychologischen (Fehl)Entwicklung" bezeichnet, die in Kindheit und Jugend stattfinde. Homosexuelle Beziehungen seien "eine narzisstische Suche" und bedeuteten eine "Fixierung auf die Lust". Zudem gebe es Therapien für homosexuelle Männer, die erfolgreich absolviert werden könnten.

Generalvikar Hofmann erklärte, dass sich Erzbischof Rainer Maria Woelki derzeit als Präsident des Heilig-Land-Vereins in Israel aufhalte. Nach seiner Rückkehr werde er ein Gespräch mit Pater Romano Christen führen und "dabei seinen Standpunkt deutlich machen".

Das Erzbistum Köln lege "großen Wert darauf", Fragen der Sexualität in der Priesterausbildung "intensiv und vorurteilsfrei zu thematisieren und dabei den neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse darzustellen", betonte der Generalvikar. Man sei dabei, mit Hilfe externer Spezialisten neue Bausteine der Ausbildung zu schaffen, die den Kandidaten für das Priesteramt eine offene und klare Reflexion über ihre eigene Sexualität und sexualwissenschaftliche Fragen ermöglichten.

Pater Romano Christen entschuldigte sich für seine Aussagen: "Es war nicht meine Absicht, homosexuelle Menschen zu verletzen. Sofern das doch geschehen ist, bitte ich um Entschuldigung." Er halte homosexuelle Menschen nicht für "krank", was er im Vortrag auch nicht gesagt habe. Zudem sei in der medialen Berichterstattung untergegangen, dass er Standpunkte Dritter referiert habe. "Aber wichtiger ist mir klarzustellen, dass nach meiner Überzeugung jeder Mensch Respekt verdient und niemand wegen seiner sexuellen Orientierung herabgewürdigt werden darf", erklärte er. "Dass durch meine Äußerungen ein anderer Eindruck entstanden ist, tut mir leid".