Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchenmitglieder sind in den vergangenen zehn Jahren stetig weniger geworden, trotzdem sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer gestiegen. Dieser Trend könnte noch kurze Zeit anhalten, prognostizieren Freiburger Forscher, die für die beiden christlichen Kirchen einen Blick in die Zukunft geworfen haben. Demnach würde die Kirche in den kommenden zwei Jahrzehnten noch über "beträchtliche Ressourcen" verfügen und in dieser Zeit finanzielle Rücklagen bilden können für die Zeit, wenn die Mitgliederzahlen und die Einnahmen deutlich sinken.
Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Mitgliederschwund schon heute Realität ist. Im Jahr 2007 gab es insgesamt 50,3 Millionen Christinnen und Christen, die Mitglied in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) oder in der römisch-katholischen Kirche waren. Das waren damals 61,2 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung.
Im Jahr 2017 sah das schon deutlich anders aus: Zwar gehört immer noch eine knappe Mehrheit der Deutschen der evangelischen oder katholischen Kirche an, doch sank der Anteil auf 54,2 Prozent. 44,8 Millionen Menschen waren Mitglied einer der beiden Kirchen.
5,6 Milliarden Euro
Gleichzeitig hat diese Entwicklung sich bislang nicht finanziell ausgewirkt. Im Gegenteil: Im Vergleich zu 2007 ist das Kirchensteueraufkommen sogar gestiegen. 2007 erhielt die EKD Kirchensteuern in Höhe von etwa 4,2 Milliarden Euro. 2017 waren es etwa 5,6 Milliarden Euro. Die Deutsche Bischofskonferenz, der Zusammenschluss aus 27 katholischen Bistümern in Deutschland, erhielt 2007 rund 4,7 Milliarden Euro Kirchensteuer, 2017 waren es 6,4 Milliarden Euro. Seit 2010 sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer bei beiden Kirchen kontinuierlich gestiegen.
Der Grund dafür liegt laut dem Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Freiburger Universität zum einen in der guten Wirtschaftskonjunktur. Zum anderen befinde sich die Generation der "Babyboomer" derzeit lebensbiografisch in der Phase der höchsten Steuerzahlungen. Absehbar ist jedoch laut den Wissenschaftlern, dass diese Gruppe ab 2035 verrentet sein wird und der finanzielle Ausfall nicht ausreichend durch die nachfolgenden Generationen ausgeglichen wird.