Zwei Meistern der Moderne widmet das Lehmbruck Museum in Duisburg seine neue Ausstellung: seinem Namensgeber Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) und dem französischen Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917). Unter der Überschrift "Schönheit" richtet die bis zum 28. Juli terminierte Schau dabei den Blick auf die "schöne Epoche", die Belle Epoque. Anlass ist der 100. Todestag des 1881 in einfachsten Verhältnissen im Duisburger Stadtteil Meiderich geborenen Lehmbruck am 25. März 1919, wie der Duisburger Kulturdezernent Thomas Krützberg am 21. März sagte.

Zu sehen sind Skulpturen, Büsten und Torsi von Lehmbruck und seinem "Vorbild und väterlichen Freund" Rodin, wie Museumsdirektorin Söke Dinkla sagte. Ergänzt werden sie durch Exponate von Bildhauern ihrer Zeit und Werke einiger von ihnen beeinflusster Künstler, darunter Alexander Archipenko, Hans (Jean) Arp, Constantin Brancusi, Camille Claudel oder Henri Matisse. Gezeigt werden mehr als hundert Werke aus den eigenen Beständen sowie Leihgaben aus zahlreichen nationalen und internationalen Museen.

Dialog der Meister

"Mit Werken, die Kunstgeschichte geschrieben haben, gibt die Schau einen Überblick über alle Schaffensperioden beider Künstler", sagte Dinkla. Dabei treten ausgewählte Arbeiten Lehmbrucks und Skulpturen von Rodin "in einen Dialog und zeigen, wie sich das Schönheitsideal und das damit verbundene Menschenbild im Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert verändert haben". An den Arbeiten von Lehmbruck und Rodin hätten sich zu deren Lebzeiten die kritischen Geister geschieden. Zu Beginn der Moderne habe ein neues Kunst- und Schönheitsverständnis klassische Dogmen ersetzt.

Beim Rundgang durch die Ausstellung im von Lehmbruck-Sohn Manfred 1964 errichteten Museum werde deutlich, dass "die Kunst die Instanz des Schönen" sei, sagte die Museumschefin. Die gezeigten Werke beider Künstler würden "nach wie vor als schön empfunden". NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) nannte in ihrem Grußwort zur Ausstellung Rodin und Lehmbruck "Ausnahmekünstler des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts".

Lehmbruck lernte Rodin nach seiner Übersiedlung nach Paris 1910 kennen und wurde von dessen Werk inspiriert. Dennoch dauerte es nicht lange, bis Lehmbruck, der durch die imposante Marmorfigur "Die große Stehende" in Paris bereits bekannt und erfolgreich war, "sich von Rodins Werk emanzipierte", wie Dinkla erläuterte. Deutlich wird das unter anderem bei der Gegenüberstellung von Rodins berühmtem "Denker" und der Figur "Kopf eines Denkers", die Lehmbruck viele Jahre später schuf.

Frühe Arbeiten

Lehmbruck dehnte nach den Worten von Dinkla die Körper seiner Skulpturen, wie etwa bei der 1913 entstandenen Figur "Emporsteigender Jüngling". Im Vergleich dazu können Ausstellungsbesucher Rodins "Schreitender Mann" sehen, der um 1900 herum entstanden ist. Gerade in dieser Gegenüberstellung zahlreicher Werke beider Künstler liegt der Reiz der Duisburger Schau, die zudem mit riesigen Fototapeten als Kulisse für die Skulpturen zeigt, wie die Arbeiten in der Zeit zwischen dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert präsentiert wurden.

Daneben präsentiert die Ausstellung auch ganz frühe Arbeiten Lehmbrucks wie etwa die Figur "Die Badende" aus dem Jahr 1902 oder die Statue "Mutter und Kind" von 1907. Ausstellungsbesucher erfahren zudem, dass Lehmbruck 1913 der einzige deutsche Bildhauer war, der in der Ausstellung "Armory Show" in New York, Boston und Chicago als deutscher Bildhauer zeitgenössischer Kunst über den Atlantik kam.

Eine zweite, bis zum 8. September terminierte Schau im Lehmbruck Museum vermittelt Einblicke in die private und künstlerische Biografie des Künstlers, der sich am 25. März 1919 in Berlin das Leben nahm. Zu sehen sind selten gezeigte Frühwerke, die zusammen mit historischen Fotos den Werdegang Lehmbrucks erlebbar machen. Auch über seine Zeit an der Kunstgewerbeschule und später als Student an der Kunstakademie Düsseldorf wird informiert. Ausgespart werden auch nicht seine letzten Lebensjahre in Zürich und Berlin.