Mehr als 270 Künstler aus mehr als 30 Nationen sind beim diesjährigen Musik- und Literaturfestival "Wege durch das Land" ab 10. Mai in Ostwestfalen-Lippe zu erleben. Unter dem Motto "Aufbruch!" werden bis zum 28. Juni kreative Konzepte mit Uraufführungen, Eigenproduktionen und Auftragsarbeiten an ungewöhnlichen Orten geboten, wie die Veranstalter am 22. März in Detmold ankündigten. An Schauspielern sind Eva Mattes, Rufus Beck, Dietmar Bär und Maren Kroymann vertreten. Musikalisch seien erstmals auch Elektro und Hip-Hop zu erleben, hieß es.

Erstmals Elektro und Hip-Hop im Programm

Das diesjährige Thema "Aufbruch" soll an historischen Wegmarken erinnern: An den Anfang der Weimarer Republik 1919, die Gründung beider deutschen Staaten 1949 und den Fall der Mauer 1989. "Die Literatur hatte in der DDR eine existenzielle Funktion, sie war ein Leseland", sagte Albrecht Simons von Bockum Dolffs, der gemeinsam mit Helene Grass das Festival leitet. Als prägende Persönlichkeiten der DDR-Zeit werden Volker Braun und Reiner Kunze, beide über 80-jährig, persönlich aus ihren Werken lesen. Zugleich ist der 25-jährige Lukas Rietzschel eingeladen, der seine Erfahrungen in Sachsen seit der Wendezeit beschreibt.

Sieben neue Spielorte

Eröffnet wird das Festival am 10. Mai im Theater in Park in Bad Oeynhausen traditionell mit der "Rede an die Sprache", die in diesem Jahr von dem Autor Clemens Meyer vorgetragen werde. Den Abschluss bildet ein dreitägiges Finale auf Gut Holzhausen. Vom 26. bis 28. Juli werde der Schauspieler Ulrich Noethen den ehemaligen Schafstall solistisch und gemeinsam mit weiteren Künstlern zur Bühne verwandeln. Für die 20. Auflage des Festivals wurden sieben neue Spielorte einbezogen, unter anderem das Preußenmuseum in Minden und das Weserrenaissance-Museum im Schloss Brake.

Volker Kutscher, Autor historischer Krimis, stellt in der Oetker-Halle in Bielefeld seinen neuen Roman "Marlow" vor. Kutschers erster Roman um den Ermittler Gereon Rath, "Kalter Fisch", wurde als TV-Mehrteiler "Babylon Berlin" verfilmt. Die Autorin Karen Duve wird im Schafstall von Schloss Wehrden ihren Text über Annette von Droste-Hülshoff vortragen. Zwei Veranstaltungen in der Wehrburg Spende und auf Gut Holthausen in Büren richten sich speziell an Familien mit Kindern. Im Schloss Wendlinghausen wird als Neuerung des Festivals eine Theatercollage aufgeführt. Ein Abend mit Annette Frier und Meike Droste ist dem Werk von Robert Gernhardt gewidmet.

Festival ist finanziell wieder gut aufgestellt

Finanzielle und organisatorie Krisen des Festivals seien überwunden, erklärte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Klaus Schumacher. Inzwischen gehöre auch der Kreis Herford wieder zum Kreis der elf Gesellschafter. Das Stammkapital wurde von 29.000 auf 99.000 Euro erhöht. Im Jahr 2016 war das Festival in finanzielle Schieflage geraten war, als das NRW-Kulturministerium die Rückzahlung von nicht ordnungsgemäß verwendeten Zuschüssen zurückgefordert hatte. Seit 2017 wird das Festival wieder vom NRW-Kulturministerium gefördert.