Das christliche Hilfswerk Open Doors prangert in seinem neuen "Weltverfolgungsindex" eine zunehmende Unterdrückung von Christen in China an. Das Land sei ein Paradebeispiel für die wachsende Unterdrückung der Glaubensfreiheit durch ein repressives Regime, erklärte die Organisation am 16. Januar im hessischen Kelkheim im Taunus. Im Berichtszeitraum waren dort laut Open Doors mehr Christen als in jedem anderen Land inhaftiert: 1.131 gegenüber 134 im Vorjahr - viele von ihnen ohne Gerichtsverfahren.

Im Zeitraum von Ende 2017 bis Ende 2018 wurde laut Open Doors die Situation von Christen in 150 Ländern untersucht. China liege auf Rang 27 der 50 Staaten mit der schlimmsten Christenverfolgung. Wie in den Vorjahren belegt Nordkorea den ersten Platz auf der Negativ-Rangliste, gefolgt von Afghanistan, Somalia und Libyen.

Der CDU-Politiker Volker Kauder erklärte, der jährliche "Weltverfolgungsindex" führe immer wieder vor Augen, "in welchen Ländern und Regionen der Welt unser Einsatz für die Einhaltung der Religionsfreiheit besonders gefordert ist". Im Dialog mit diesen Ländern müsse die Unterdrückung von Christen deutlich angesprochen werden. Die Einhaltung der Glaubens- und Gewissensfreiheit sei für den Frieden in der Welt zwingende Voraussetzung, unterstrich Kauder, der in der CDU/CSU-Bundestagfraktion für die Themen Werte, Religionsfreiheit und Einsatz gegen Christenverfolgung zuständig ist: "In der Außen- und Entwicklungspolitik werden wir daher weiter auf die Wahrung der Religionsfreiheit drängen."

Engagement der EKD

"Die gegenwärtige Situation der verfolgten Christen und anderer Minderheiten ist katastrophal und alarmierend", sagte Markus Rode, geschäftsführender Vorstandsvorsitzender von Open Doors Deutschland. "Die Religionsfreiheit wird massiv unterdrückt. Wenn Millionen Betroffene keine Chance haben, selbst auf ihre Situation aufmerksam zu machen, dann müssen Politiker und wir als Christen deutlich mehr tun als bisher", sagte Rode.

Zum Thema verfolgte Christen erklärte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Religionsfreiheit sei "ein elementares und unveräußerliches Menschenrecht. In seinem Wort zum Tag der Menschenrechte 2018 hat der Rat der EKD unterstrichen: Religionsfreiheit umfasst das Recht, eine Religion zu haben oder nicht zu haben, oder seine Religion zu wechseln." Die EKD sehe sich in der Verantwortung, der Diskriminierung von religiösen Gemeinschaften und Gruppierungen entgegenzuwirken, sagte ein EKD-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In ihren internationalen Bezügen setze sich die EKD weltweit für verfolgte und bedrängte Christen ein, hieß es weiter: "Ihr Engagement gilt allen Menschen, die wegen ihrer religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen verfolgt werden und umfasst konkrete Hilfe und politische Gespräche ebenso wie das Gebet." Für den 17. März ruft die EKD deutschlandweit zu Gebeten für verfolgte und bedrängte Christen auf. Ein Schwerpunkt der Fürbitte 2019 an diesem Sonntag sei die Menschenrechtslage in Nigeria. Im Dezember 2017 hatten die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD gemeinsam den umfassenden "Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit 2017" vorgelegt. Der nächste Bericht werde voraussichtlich 2020 erscheinen, kündigte die EKD an.

Sorge über Lage in Indien

Zur Situation im Nahen Osten erklärte Open Doors, nach Gebietsverlusten im Nahen Osten infiltrierten IS-Kämpfer und andere militante Islamisten weitere Länder der Region wie Libyen (Platz 4) und Ägypten (16). Hinzu kämen zunehmend Länder in Asien und südlich der Sahara. Im islamisch dominierten Norden von Nigeria (12) würden Christen bereits seit vielen Jahren verfassungsgemäße Rechte sowie Versorgung und Schutz verweigert. Auch in Indien, das erstmals unter den ersten zehn Ländern des "Weltverfolgungsindex" rangiere, sei die Situation besorgniserregend, erklärte Open Doors. In Indien lasse die hindunationalistische Regierungspartei BJP mit den Behörden extremistische Gruppen und Mobs in ihrer Gewalt gegen Kirchen und Christen gewähren.

Der jährlich veröffentlichte "Weltverfolgungsindex" soll seit mehr als 15 Jahren betroffenen Christen und Konvertiten zum christlichen Glauben eine Stimme geben. Open Doors ist nach eigenen Angaben in fast 80 Ländern aktiv. Der deutsche Zweig ist als Verein organisiert und wird vor allem von Freikirchen unterstützt.