Zu einer Kultur der Besonnenheit in öffentlichen Auseinandersetzungen hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, am 16. Januar in Eschwege aufgerufen. Die Herabwürdigung von Einzelnen oder Institutionen, öffentliche Brandmarkung und Bloßstellung von Menschen, rassistische, nationalistische oder sexistische Äußerungen seien unchristlich, sagte Hein beim Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenkreises Eschwege. "Wer schreit, muss nicht Unrecht haben, aber er setzt sich von vornherein ins Unrecht", mahnte er einen respektvollen Umgang miteinander an.

In der erweiterten Öffentlichkeit, die sich durch die moderne Kommunikation entwickelt habe, entstünden Räume der Selbstverstärkung von radikalen Einstellungen, Lügen, Falschaussagen, grotesken Verschwörungsmythen und politischen Hirngespinsten, die Menschen mobilisierten. "Es ist ein vertrackter Kreislauf des Aufschaukelns, den man mit gutem Recht einen Teufelskreis nennen kann, an dessen Ende Gewalt und Zivilisationsbrüche stehen", warnte Hein.

Zwar gebe es durchaus Gründe zur Empörung wie etwa das Verhalten der Automobilkonzerne in der Abgasfrage oder das der Banken in der Finanzkrise. Doch müsse diese Empörung durch behutsames, umsichtiges und kompetentes Nachforschen, Nachdenken und Überprüfen abgesichert und begründet sein.