Die Tafeln in Deutschland haben immer wieder mit personellen Engpässen zu kämpfen. Der Betrieb ist zwar meist nicht gefährdet, wie aus einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) hervorgeht. "Doch die Helfer kommen an ihre Belastungsgrenzen", sagte der Vorsitzende des Dachverbandes der deutschen Tafeln, Jochen Brühl. Vielerorts fehlten Ehrenamtliche, "insbesondere jüngere, in den Leitungsfunktionen, als Fahrer oder bei der Lebensmittelausgabe". Vor allem kleine Tafeln in ländlichen Regionen hätten es meist schwer.

Der Tafel-Betrieb ist stark von freiwilligen Helfern abhängig, sie machen bundesweit 90 Prozent der 60.000 Mitarbeiter aus. Die 940 Tafeln mit mehr als 2.000 Tafelläden unterstützen nach eigenen Angaben bundesweit bis zu 1,5 Millionen bedürftige Menschen.

Tafel im Kreis Unna muss vier Ausgabenstellen schließen

In Unna mussten vier Ausgabestellen die Arbeit einstellen, weil mit dem Auslaufen des bundesweiten Programms "Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt" weniger geförderte Helfer im Einsatz sind. Der Personalmangel sei nicht allein mit Ehrenamtlichen auszugleichen, sagte die Vorsitzende Ulrike Trümper dem epd. Wegen Personalmangels hatte die Tafel im niedersächsischen Osterode für Anfang Januar erstmals seit ihrer Gründung 2005 eine vorübergehende Unterbrechung des Betriebs angekündigt. In Flensburg ist aktuell die Suppenküche geschlossen. "Wir haben 40 Helfer, bräuchten aber mindestens 60", sagte Tafelleiter Klaus Grebbin.

Die Schließung von Ausgabestellen in Unna wegen Personalmangels ist laut dem nordrhein-westfälischen Landesverband der Tafeln bislang in NRW offenbar ein Einzelfall. Wichtig sei ein gesundes Verhältnis von ehrenamtlichen Helfern, Mini-Jobbern oder anderweitig geförderten Kräften, sagte der Vorsitzende des NRW-Landesverbandes, Wolfgang Weilerswist, dem epd. Hauptunterstützer müssten Ehrenamtliche sein. Sonst bekomme man ein Problem, wenn die Förderprogramme wegbrächen. Allerdings sei die Arbeit von großen Tafeln mit Hunderten von Helfern und vielen Ausgabestellen nicht mehr ohne Hauptamtliche oder Angestellte zu bewältigen.

"Gesundes Verhältnis von Ehrenamtlichen und Ein-Euro-Jobbern wichtig"

Tafeln in Düsseldorf und Dortmund erleben offenbar bislang noch keine gravierende Einschränkungen. "Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer für unsere Lebensmittelausgabe ist derzeit ausreichend, und wir hatten auch keine Einschränkungen in der Vergangenheit", sagte der Sprecher der Diakonie Düsseldorf, Christoph Wand, dem epd. Die Diakonie ist bei zwei Ausgabestellen für Lebensmittel in Düsseldorf Kooperationspartner der örtlichen Tafel. Aktuell gibt es dort laut dem Sprecher 32 Ehrenamtliche.

Für die Düsseldorfer Tafel erklärte auch Sprecherin Eva Fischer, dass es bislang keine Einschränkungen durch zu wenig Personal gebe. Die Düsseldorfer Tafel unterhalte selbst keine eigenen Ausgabestellen, sondern liefere Lebensmittel an die Stellen aus. Die derzeit rund 60 ehrenamtlichen Helfer reichten dazu aus.

Bei der Dortmunder Tafel mit mehr als 400 Ehrenamtlichen für acht Standorte gebe es zwar keine gravierenden Engpässe, sagte Ute Schröer, die für die Koordination von ehrenamtlichen Mitarbeitern zuständig ist. Ehrenamtliche Mitarbeiter würden jedoch immer gebraucht. Die Zusammenarbeit mit Freiwilligenagenturen laufe gut. So könne auch reagiert werden, wenn einmal an einer Ausgabestelle das Personal knapp werde, erläuterte Schröer. Wichtig für die Arbeit der Tafeln seien auch die Menschen aus dem Bundesfreiwilligendienst.

Hoher Altersdurchschnitt

Um das Ehrenamt wieder attraktiver zu machen, fordert der Tafel-Verband zusätzliche Rentenpunkte für Menschen, die sich über mehrere Jahre nachweislich ehrenamtlich engagiert haben. "Damit kann Ehrenamt auch für Berufstätige und Jüngere attraktiv gemacht werden", sagte Brühl.

Die meisten Tafeln wünschen sich mehr Engagement junger Leute, etwa in Berlin, Braunschweig und Delmenhorst. Die Ehrenamtlichen seien im Durchschnitt über 60 Jahre alt, teilten die Tafeln vor Ort mit. Aus Oldenburg hieß es, vor allem die Arbeit im Fahrdienst werde für ältere Menschen "meist zu fordernd". Mit 68 Prozent sind die meisten Ehrenamtlichen laut Tafelverband älter als 65 Jahre. Nur zwei Prozent sind jünger als 30.