Jedes Jahr werden mehr Kinder in staatliche Obhut genommen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, über die am 9. Januar zuerst die in Berlin erscheinende Tageszeitung "Die Welt" berichtet hatte. Ein großer Teil entfällt auf die Gruppe der alleinreisenden minderjährigen Flüchtlinge. Ohne diese Gruppe stieg die Zahl der Inobhutnahmen laut Bundesfamilienministerium zwischen den Jahren 2010 und 2017 von 33.521 auf 38.891 Kinder.

Der FDP-Abgeordnete Daniel Föst sprach von einem starken Anstieg der Inobhutnahmen und der Gefährdungseinschätzungen. Das zeige den enormen Handlungsbedarf, sagte er und forderte eine Untersuchung der Gründe. Kinder und Jugendliche müssten in Deutschland sicher aufwachsen können.

Regionale Unterschiede

Den Angaben zufolge hängt es auch vom Bundesland ab, in dem die Kinder leben, wie lange sie jeweils in Heimen oder Pflegefamilien leben - und ob sie überhaupt zu ihren Eltern zurückkehren können. Im Bundesdurchschnitt kehrten 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen nach einer vorübergehenden Inobhutnahme wieder zu ihren Eltern zurück.

Regional sind die Verhältnisse aber unterschiedlich. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern kehrten 46 Prozent der Kinder innerhalb desselben Jahres in die Familie zurück. In Hamburg waren es nur 27 Prozent und in Berlin knapp ein Drittel (30 Prozent). Ähnliche Unterschiede gibt es bei der Dauer der Fremdbetreuung. Im Bundesdurchschnitt liegt sie bei gut einem Monat (36 Tage). Die Einzelfälle seien aber sehr unterschiedlich, hieß es. Je jünger die Kinder sind, desto länger dauere in der Regel die Inobhutnahme.