Das nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche von 2010 geschaffene Amt eines Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wird zur Dauereinrichtung. Das Bundeskabinett beschloss am 12. Dezember in Berlin ein Konzept von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt. Bisher war die Amtszeit des Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig bis März 2019 befristet.

Giffey erklärte: "Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist grausam und reißt Wunden, die oft ein ganzes Leben lang nicht verheilen." Es gehe nicht um bedauernswerte Einzelfälle, "sondern um ein großes gesamtgesellschaftliches Problem". Rörig fügte hinzu: "Kinder haben ein Recht auf unseren Schutz und unsere Hilfe. Hierfür brauchen wir Strukturen, die sich dauerhaft dafür einsetzen."

Betroffenenrat kann weiterarbeiten

Der ehrenamtlich tätige Betroffenenrat beim Missbrauchsbeauftragten soll ebenfalls weiterarbeiten können. Giffey beruft hierzu den Angaben nach 12 bis 18 Personen, die in der Kindheit oder Jugend sexualisierte Gewalt erfahren haben. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland soll bis Ende 2023 abgesichert werden. Bisher war die Arbeit der Kommission unter Leitung der Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin Sabine Andresen ebenfalls bis März 2019 befristet. Das Gremium hatte seine Arbeit Anfang 2016 aufgenommen. Es sammelt die Schilderungen Betroffener, veranstaltet öffentliche Hearings und treibt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern die unabhängige Aufarbeitung voran.

Die erste Missbrauchsbeauftragte war die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD). Rörig wurde 2011 ihr Nachfolger. Dem Juristen gelang es in den vergangenen Jahren, das Thema in der Öffentlichkeit zu halten und mit zahlreichen Dachverbänden und Institutionen Selbstverpflichtungen zur Prävention von Missbrauch etwa in Schulen, Sportvereinen und Kirchengemeinden abzuschließen.

Rörig fordert eine unabhängige Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsfälle und größere Anstrengungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Gewaltbildern im Internet sowie mehr Möglichkeiten für Ermittler im Darknet. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im vorigen Jahr 13.500 Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt und Ausbeutung. Das Dunkelfeld ist weit größer. Die Weltgesundheitsorganisation geht für Deutschland von einer Million betroffener Jungen und Mädchen aus. Rechnerisch sind das zwei Kinder pro Schulklasse.