Brüssel, London (epd). In den meisten europäischen Ländern ist Amnesty International zufolge Sex ohne Einwilligung der Frau keine Vergewaltigung. Nur in acht von 31 untersuchten Ländern, darunter Deutschland, werde Vergewaltigung über die Zustimmung definiert, erklärte die Menschenrechtsorganisation in London. Anlass ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 26. November. "Immer wieder zeigen Erhebungen, dass viele Leute es nicht für eine Vergewaltigung halten, wenn das Opfer betrunken ist, freizügige Kleidung trägt oder sich nicht körperlich wehrt", erklärte Anna Blus, Frauenrechtsexpertin der Organisation.
"Gerechtigkeit ermöglichen"
In der großen Mehrheit von Ländern gehe das Gesetz nur dann von einer Vergewaltigung aus, wenn physische Gewalt, Drohungen oder Zwang eingesetzt würden oder das Opfer sich nicht wehren könne, erläuterte Amnesty. "Gesetze haben die Macht, Gerechtigkeit zu ermöglichen und Einstellungen zu beeinflussen", sagte Blus.
Darüber hinaus sei die Gesetzgebung zu sexueller Gewalt in manchen Ländern noch mit Begriffen wie "Ehre" und "Moral" verbunden, was den Gedanken stütze, dass die Gesellschaft die Körper von Frauen kontrollieren dürfe. Als Beispiel führte Amnesty an, dass im EU-Land Malta Sexualvergehen im Gesetzbuch unter das Kapitel "Verbrechen, die die gute Ordnung der Familie betreffen" fielen.