Der Energiekonzern RWE hält an den geplanten Rodungen im Hambacher Forst fest. "Wir werden roden. Wir müssen roden", sagte Vorstandsmitglied Lars Kulik dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel". Würden die Bäume nicht gefällt, kämen sich die Bagger im Braunkohletagebau Hambach bald gegenseitig in die Quere. Umweltverbände kündigten eine Demonstration für den 14. Oktober an, den Stichtag, bis zu dem RWE wegen eines laufenden Gerichtsverfahrens auf Rodungen verzichtet.

Kulik, der Leiter der Braunkohlenplanung bei RWE ist, sagte, in Hambach gebe es bereits Umsiedlungen, Ersatzstraßen und neue Landschaften. Der Prozess könne nicht mittendrin angehalten werden. Das RWE-Vorstandsmitglied verwies darauf, dass der Tagebau 15 Prozent des Stroms in NRW liefere. "Das ist jede siebte Glühbirne."

Der Essener Energiekonzern will im Oktober mit der Rodung von 100 Hektar Wald beginnen, was der Hälfte des noch stehenden Hambacher Forsts entspricht. Auf Aufforderung des Oberverwaltungsgerichts Münster hat RWE eine Stillhaltezusage bis zum 14. Oktober gegeben, weil noch eine Klage des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen den Betrieb des Tagebaus anhängig ist.

Umweltverbände wollen vor Rodungsbeginn demonstrieren

Umweltverbände kündigten für den 14. Oktober eine Demonstration unter dem Motto "Wald retten! Kohle stoppen" im Hambacher Wald an. "Wir protestieren gegen die bewusste Provokation durch den Energieriesen RWE, Rodungen für den Kohleabbau durchführen zu wollen, während gleichzeitig in Berlin die Kohle-Kommission über einen Kohleausstieg verhandelt", erklärten die Umweltverbände BUND, Greenpeace, Naturfreunde Deutschlands und die Internetplattform Campact am Freitag in Berlin.

"Mit vielen Tausenden Menschen gehen wir am Tag, bevor RWE den Hambacher Wald roden will, auf die Straße - für unser Weltklima und die Rettung des Hambacher Waldes", sagte Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz. Die Verbände betonten, sie planten einen friedlichen Protest. Sie verurteilten jegliche Gewaltanwendung im Hambacher Forst.

In der Vergangenheit ist es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kohlegegnern und Polizisten im Hambacher Forst gekommen. Dutzende Umweltaktivisten verharren im Wald teils in selbst gebauten Baumhäusern. RWE-Mitarbeiter haben in dieser Woche mit dem Abbau von Baumhäusern und Barrikaden begonnen.

BUND klagt

Der NRW-Landesverband des BUND reichte zudem am 7. September Klage am Verwaltungsgericht Köln gegen die Zwangsenteignung seines Grundstücks im Tagebaufeld ein. Die Klage wende sich gegen die "vorzeitige Besitzeinweisung", die die Bezirksregierung Arnsberg am 22. August auf Antrag von RWE angeordnet habe, erklärte der BUND in Düsseldorf. Sie soll zum 1. April 2020 wirksam werden. Der BUND hatte den etwa 500 Quadratmeter großen "Widerstandsacker" bei Kerpen-Manheim nach eigenen Angaben 1997 gekauft.

Die Bezirksregierung Arnsberg habe die vorzeitige Besitzeinweisung mit dem Wohl der Allgemeinheit begründet, erklärte der Verband. RWE könne sonst nach eigenen Angaben etwa 300 Millionen Tonnen Braunkohle nicht fördern. Der BUND kritisierte den Verweis auf das Allgemeinwohl. Braunkohle sei der klimaschädlichste Energieträger.

Rheinischer Präses ruft Ausstieg aus dem "Verheizen fossiler Brennstoffe" auf

Auch die evangelische Kirche bezog am 6. September erneut deutlich Stellung. Der rheinische Präses Rekowski mahnte den Ausstieg aus dem "Verheizen fossiler Brennstoffe" an. "Unser Weltklima ist massiv bedroht", betonte der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. "Wenn das RWE als Betreiber des Tagebaus und die nordrhein-westfälische Landesregierung jetzt nicht gemeinsam handeln, nicht umgehend in den Ausstieg einsteigen und auch auf die Rodung des Hambacher Forstes nicht verzichten, wird Deutschland das nationale wie auch das EU-Klimaschutzziel für 2020 weit verfehlen", erklärte Rekowski. Er forderte, den notwendigen Strukturwandel im rheinischen Braunkohlenrevier nicht weiter hinauszuzögern, sondern zügig umzusetzen.

Der Braunkohletagebau Hambach umfasst ein 85 Quadratkilometer großes Abbaufeld. Bis 2040 plant die RWE Power AG dort den Abbau von insgesamt 2,4 Milliarden Tonnen Braunkohle.