Die Berliner Akademie der Künste eröffnet am 26. Februar das Archiv des ehemaligen Ost-Berliner Henschelverlags Kunst und Gesellschaft. Der 1945 als Theatervertrieb gegründete Verlag war den Angaben nach der führende Verlag für die Künste in der DDR und firmiert heute unter der Bezeichnung Seemann Henschel GmbH & Co. KG in Leipzig. Zur Eröffnung werden unter anderem die Schriftstellerinnen Jenny Erpenbeck und Irina Liebmann, der Verleger Christoph Links und der Autor Konstantin Ulmer erwartet, wie die Akademie am 17. Februar in Berlin ankündigte. Verlagshistoriker und -historikerinnen sowie Zeitzeugen zeigten eindrucksvolle Dokumente aus den Beständen und diskutierten über die Bedingungen und Möglichkeiten des Verlagswesens in der DDR.

Das Archiv des Henschelverlages wurde von der Akademie 2015 übernommen und seitdem erschlossen. Es gebe Auskunft über ein Stück Kultur- und Zensurgeschichte des "Leselands" DDR, hieß es. Es umfasst den Angaben zufolge etwa 300 Aktenordner in mehr als 19 Regalmetern. Die vorwiegend aus den Buchlektoraten erhaltenen Akten dokumentierten nahezu vollständig den Entstehungsprozess jedes einzelnen Henschel-Buches von 1947 bis 1990.

Mit seinem Buchprogramm, das die Gebiete Musik, Film, Theater und bildende Künste gleichberechtigt neben unterhaltende Kunstformen wie Kabarett und Varieté stellte, sei der Henschelverlag ein Unikum gewesen. Wichtige Zeitschriften wie Theater der Zeit, von Fritz Erpenbeck begründet, seien bei Henschel erschienen, ebenso prominente Autoren aus Ost und West wie Ehm Welk, Günther Weisenborn und Peter Weiss, Volker Braun und Heiner Müller.