Evangelische und katholische Kirche haben mit einer Schweigeminute bei der 70. Berlinale am 23. Februar der Opfer des Anschlags in Hanau gedacht. Beim traditionellen Ökumenischen Empfang anlässlich der Internationalen Filmfestspiele Berlin setzten sie damit ein Zeichen gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Gewalt, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mitteilten.

"Der Anschlag bleibt ein Thema für uns alle", sagte der Leiter des Filmkulturellen Zentrums im Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik (GEP), Christian Engels. Hass und Rassismus breiteten sich in der Gesellschaft immer weiter aus. Minderheiten sorgten sich immer stärker um ihre Sicherheit. "Das dürfen wir nicht hinnehmen."

Bei der Veranstaltung wurde auch die diesjährige Ökumenische Jury vorgestellt. Präsident ist der Berliner Pfarrer Roland Wicher. Ihm zur Seite stehen fünf weitere Juroren aus Deutschland, den Niederlanden, Togo, der Schweiz und den USA.

Ursprünglich sollte der Produzent und Medienmanager Paul de Silva aus dem kanadischen Toronto das Gremium leiten. Aus Krankheitsgründen musste er jedoch absagen. Die Juroren werden über die Internationale Kirchliche Filmorganisation "Interfilm" und die Internationale Katholische Vereinigung für Kommunikation "Signis" entsandt.

Die Ökumenische Jury ehrt seit 1992 "Filmschaffende, die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, das Publikum für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren". Der Filmpreis der Ökumenischen Jury im Rahmen der diesjährigen Berlinale wird am 29. Februar vergeben.

Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der DBK, Bischof Gebhard Fürst, würdigte am Sonntagabend die Ausrichtung der Jubiläums-Berlinale. Sie sei "weise und mutig zugleich" und stelle sich den Herausforderungen ihrer Tradition und ihrer Zukunft. Der EKD-Kulturbeauftragte, Johann Hinrich Claussen, begrüßte, dass die Berlinale "mit einer neuen Leitung einen frischen Aufbruch" wage. "Denn eine lebendige, aufregende und mutige Filmkultur brauchen wir in diesen Tagen mehr als sonst."

Die Oscar-prämierte Regisseurin Caroline Link stellte derweil ihren Spot "Anrufen hilft!" vor, den sie für den Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs drehte. "Dieser Spot hilft, die Mauern des Schweigens zu durchbrechen, die die sexualisierte Gewalt an Kindern viel zu oft umgibt. Er ist ein wertvoller filmischer Beitrag zu einer breiteren gesellschaftlichen Wahrnehmung dieses so wichtigen Themas", sagte Claussen.

Fürst lobte, der aktuelle Kinofilm Links, "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", öffne den Zugang zur Nazizeit durch die Perspektive auf Flucht, Vertreibung und Exil. Im Mittelpunkt des Films stünden ein Kind und sein Erleben, seine Leidensgeschichte und sein Lebensmut. "Im unbefangenen Blick auf diesen Menschen und auf die Vergangenheit sehen wir mit Caroline Link auch genauer hin auf uns und auf die Gegenwart, auf Exil und Geflüchtete."