Die diesjährige Leipziger Buchmesse will südosteuropäische Autorinnen und Autoren fördern und die Lesekompetenz junger Menschen stärken. Zu beiden Bereichen gebe es auf dem Frühjahrstreff der Buchbranche von 12. bis 15. März neue Schwerpunkte, kündigte Buchmesse-Direktor Oliver Zille am 18. Februar in Leipzig an. Auch das Politische wird demnach wieder viel Raum einnehmen. Ein Gastland hat die Messe in diesem Jahr nicht.

Die Zahl der Aussteller bleibe mit gut 2.500 in etwa gleich, erklärte Zille. Auch die Größenordnungen bei Europas größtem Lesefest "Leipzig liest" sind mit rund 3.600 Veranstaltungen und 3.700 Mitwirkenden auf dem Messegelände und in der gesamten Stadt ähnlich wie in den Vorjahren.

Bei den Ausstellerländern gebe es einen leichten Zuwachs auf 51, sagte Zille. Wie in den Vorjahren finden sich auch wieder Dauerbrenner wie das Blaue Sofa, die Verleihung des mit 60.000 Euro dotierten Preises der Leipziger Buchmesse und die Comicausstellung "Manga-Comic-Con" im Programm.

Man habe in den vergangenen Jahren viele ost- und südosteuropäische Staaten als Gastländer gehabt, sagte Zille. "Trotzdem stellen wir fest, dass es in vielen dieser Länder keine kontinuierliche Literaturförderung in Richtung deutschsprachiger Markt gibt, weil die Strukturen fehlen", erklärte er. Das Programm der Buchmesse 2020 wolle "genau das ausgleichen". Dazu sei der neue, dreijährige Schwerpunkt "Common Ground" geschaffen worden. Neben zehn südosteuropäischen beteiligen sich daran laut Zille auch die vier deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich, Luxemburg und die Schweiz.

Zur Förderung der Lese- und Medienkompetenz junger Menschen gibt es den neuen Schwerpunkt #Weltentdecker. Medienkompetenz zu fördern und zugleich politische Urteilsfähigkeit auszuprägen, "das ist die Aufgabe der Leipziger Buchmesse", betonte Zille: "Wenn wir von Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit sprechen, dann ist die Kulturtechnik des Lesens die wesentliche." Insgesamt stünden dazu rund 500 Veranstaltungen im Programm.

Im politischen Bereich wird auf der diesjährigen Messe der Programmschwerpunkt "The Years of Change 1989-1991. Mittel-, Ost- und Südosteuropa 30 Jahre danach" fortgesetzt. Die dreijährige Reihe zu den Wendejahren am Ende des Kalten Kriegs in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) läuft seit 2019.

In diesem Jahr stehen dort Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien und Rumänien besonders im Fokus, wie bpb-Programmkuratorin Kateryna Stetsevych sagte. Insgesamt wolle man auch auf der Buchmesse das demokratische Bewusstsein fördern. Man beobachte den ambivalenten Prozess, dass sich viele jüngere Menschen re-politisierten, "und auf der anderen Seite eine Abneigung bis zu Abstoßung der Politik", sagte Stetsevych und erklärte: "Da setzen wir an."

Themen, die die Gesellschaft bewegen, spiegeln sich laut Zille bei Neuerscheinung in der Belletristik wie bei den Sachbüchern. Als Beispiele nannte er Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Eröffnet wird die Messe am Abend des 11. März mit der Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung. Dieser geht an den ungarischen Essayisten und Kritiker László Földényi.