Der 500 Jahre alte Hochaltar der evangelischen Marienkirche in Bernau wird restauriert, die Ruine der Dorfkirche von Dolgelin hat ein neues Dach, die alte Tuchfabrik von Pritzwalk wird ein Museum: Brandenburgs Denkmalpflege meldet zahlreiche Erfolge, aber auch einige Probleme. 2019 sei für die Denkmäler in Brandenburg ein "insgesamt durchwachsenes, aber hoffnungsvolles Jahr" gewesen, betonte Landeskonservator Thomas Drachenberg bei der Vorstellung der Bilanz am 19. Februar in Berlin.

Die Zahl der Denkmäler im Bundesland ist weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr seien 75 historische Bauwerke und Anlagen neu in die Denkmalliste aufgenommen worden, darunter in Lobetal, Cottbus und Eisenhüttenstadt, sagte Drachenberg. 20 Denkmäler seien aus der Liste gelöscht worden. Ende 2019 gab es insgesamt 13.877 Denkmäler in Brandenburg.

Unter den Neuentdeckungen, die nun unter Denkmalschutz stehen, seien auch ungewöhnliche Bauwerke wie eine ehemalige Berliner Fachwerkkirche, die 1908 zerlegt und in Lobetal bei Bernau wiedererrichtet wurde, sagte Drachenberg. Das Bauwerk wurde damals unter anderem als Speise- und Andachtssaal der evangelischen Einrichtung für Obdachlose in Lobetal genutzt.

Neu in die Denkmalliste aufgenommen wurden auch ein Hörsaal der Universität Cottbus von 1981 und eine 1958 in Eisenhüttenstadt als Selbstbedienungsladen errichtete DDR-Kaufhalle, die als Pionierbau der Ostmoderne gilt. Ein besonders wichtiger Erfolg sei die Rettung der sogenannten Hyparschale in Templin, die zunächst abgerissen werden sollte, sagte Drachenberg. Für den 1972 in der DDR fertiggestellten Pavillon werde nun ein neues Nutzungskonzept erarbeitet.

Die Denkmäler erzählten auch Geschichten ihrer Zeit, sagte Drachenberg. So wie die kleine Kapelle in Nackel in der Prignitz, die an den tödlichen Autounfall des hannoverschen Erbprinzen 1912 erinnert. Das Bauwerk sei im Stil "hochmoderner englischer Reformarchitektur" errichtet worden und ähnele Schloss Cecilienhof in Potsdam, sagte Drachenberg. Der tragische Unfall habe seinerzeit die angespannten Beziehungen der Adelshäuser Hannover und Hohenzollern verändert und zu einer Annäherung geführt.

Zu den Verlusten zählten ein früheres Offizierskasino in Rathenow, das mangelnder Kommunikation zwischen Stadt und Landkreis zum Opfer gefallen sei, und ein Sommerhaus des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels in Wandlitz, das abgebrannt sei, sagte Drachenberg. Die drei großen Feinde der Denkmalpflege seien jedoch "Biber, Trockenheit, Diebstahl".

Über die Eindämmung von Biberschäden in Parkanlagen würden Gespräche mit den Umweltbehörden geführt, betonte der Landeskonservator: "Wir wollen die Biber nicht ermorden." Die Trockenheit gefährde inzwischen auch Bauwerke, sagte Drachenberg. So würden Teile des durch Holzpfähle im Boden stabilisierten Baruther Schlosses inzwischen in der Erde versinken, weil die Trockenheit den Holzpfählen zusetzt.

Zu den Projekten, die die Denkmalpflege auch 2020 weiter beschäftigen, gehöre der Hochaltar der Marienkirche von Bernau, sagte Drachenberg. Der Altar sei "eigentlich Sondermüll", weil er mit Holzschutzmitteln kontaminiert sei. Die Restaurierungskosten hätten sich deshalb auch auf rund 200.000 Euro verdoppelt.