Berlin (epd). Im Streit über die Aufnahme von Flüchtlingen aus überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln fordert die Caritas zur Not einen deutschen Alleingang. Zwar brauche es dringend solidarisches Handeln der EU, sagte Präsident Peter Neher am 19. Februar in Berlin. Doch wenn eine gesamteuropäische Lösung nicht gelinge, "muss Deutschland in Vorleistung treten und im Alleingang handeln". Ziel sei es, unverzüglich ein Kontingent unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge aufzunehmen.
"Europa darf die menschenunwürdigen Bedingungen in Griechenland nicht länger hinnehmen", sagte Neher. Er forderte die EU-Staaten auf, besonders Schutzbedürftige, wie unbegleitete Minderjährige, aber auch begleitete Kinder und deren Eltern, aufzunehmen und angemessen zu versorgen.
Lager überfüllt
Auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos leben laut Caritas derzeit etwa 41.000 Flüchtlinge, unter ihnen etwa 14.000 Kinder. Die Unterbringung in den völlig überfüllten Lagern sei verheerend. Besonders betroffen seien Schwangere sowie Frauen mit Neugeborenen und kleinen Kindern. "Zumindest diesen Menschen muss schnellstmöglich geholfen werden", forderte der Präsident.
Um so katastrophale Verhältnisse an den Außengrenzen der EU künftig zu verhindern, sei ein funktionierendes gemeinsames europäisches Asylsystem nötig. Das müsse der Leitgedanke für die Überlegungen zu dem von der EU-Kommission angekündigten Europäischen Asyl- und Migrationspakt sein, bekräftigte Neher.