Zum Internationalen Tag der Muttersprache am Freitag fordert die Minderheit der Sorben in der Lausitz mehr öffentliches Engagement für ihre slawische Sprache. Dass der Staat heute das Sprechen des Sorbischen in der Öffentlichkeit fördere, sei ein großer historischer Fortschritt, sagte der Vorsitzende des Dachverbands Domowina, Dawid Statnik, am 20. Februar in Bautzen. Jedoch hapere es an den Sprachkenntnissen in der Verwaltung.

Man erwarte daher eine Änderung der Personalpolitik, "damit es nicht länger dem Zufall überlassen bleibt, ob auf dem Amt jemand die sorbische Sprache beherrscht", betonte Statnik und forderte: "In jedem Bereich der öffentlichen Verwaltung im sorbischen Siedlungsgebiet sollte künftig ein Partner sein, der zumindest Sorbisch versteht."

80 Prozent aller Muttersprachen auf der Welt seien langfristig bedroht, erklärte Statnik. Auch den Sorben sei - etwa im Dritten Reich - die Verwendung ihrer Muttersprache immer wieder verboten worden. "Wer jetzt die Vielfalt der Sprachen seiner Region rettet, wird künftig über mehr Attraktivität verfügen", betonte der Verbandsvorsitzende. Das Sorbische verleihe der Lausitz ein Alleinstellungsmerkmal.

Die Sorben und Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Die Minderheit hat sich trotz Assimilierungsdrucks in der Vergangenheit ihre Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Schätzungen zufolge leben in Brandenburg rund 20.000 überwiegend evangelische Wenden und in Sachsen rund 40.000 meist katholische Sorben.