Der österreichische Autor und bildende Künstler Franzobel wird neuer Stadtschreiber in Dresden. Er trete sein Amt am 1. Juni 2020 an, teilte die Stadtverwaltung am 17. Oktober in Dresden mit. Die Jury lobte seinen Erfindungsreichtum und Sprachwitz. Ihre Entscheidung begründete sie zudem damit, dass Franzobel einen historischen Roman mit einen Protagonisten plane, der zu DDR-Zeiten ein familiäres Doppelleben führte.

Der Roman wolle erforschen, wie es möglich sei, dass "eine auf idealistischen Werten begründete Gesellschaft plötzlich Zäune und Mauern bauen muss, sich schließlich selbst bespitzelt und immer unmenschlicher und brutaler wird", hieß es. Die Jury sei überzeugt davon, dass "der entfernte und doch verwandte Blick eines Österreichers auf solch ein Thema auch das Publikum in Dresden bewegt und bereichert".

Franzobel ist der 25. Dresdner Stadtschreiber. Die Jury habe ihn aus einer zweistelligen Anzahl von Bewerbungen ausgewählt, hieß es. Er ist bereits der zweite Österreicher in diesem Amt. Für ein halbes Jahr erhält er ein Stipendium und eine mietfreie Wohnung in der Stadt. Das Stipendium wird von der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vergeben.

Der in Wien beheimatete Franzobel arbeitet seit 1991 als Autor von Romanen, Dramen und Kinderbüchern. Er wurde 1967 in Vöcklabrück als Franz Zobl geboren und war zunächst als bildender Künstler tätig. Franzobel erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis und 1998 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor.