Berlin (epd). Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will den christlich-islamischen Dialog vorantreiben. Der Dialog sei in den vergangenen Jahren spannungsreicher geworden, sagte Landesbischof Markus Dröge am 14. Oktober in Berlin bei der Vorstellung einer neuen kirchlichen Orientierungshilfe für Begegnungen mit Muslimen und Kontakte zu islamischen Organisationen. Für manche Menschen stehe bereits "der Dialog unter Verdacht", betonte Dröge. Dadurch entstehe eine feindliche Haltung gegenüber Muslimen.
Die Gefahr eines Generalverdachts auch gegenüber denen, die den Dialog führen, stehe im Raum, betonte Dröge. Die Debatte müsse dringend versachlicht werden. Die bereits "spannungsgeladene Situation" habe sich in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert, sagte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek. Die Antwort darauf sei jedoch "nicht weniger, sondern mehr Dialog".
Ziel sei auch, eine vertrauensvolle Basis zu finden, auf der auch kritische Fragen wie die Haltung zu den Menschenrechten und die Rolle der Frau thematisiert werden können, sagte Dröge: "Ein Dialog ist dann ein guter Dialog, wenn die eigenen Positionen auch benannt werden." Die "heiklen Themen und die heißen Eisen" müssten im Dialog angesprochen werden. Mazyek betonte, für den Dialog sei es wichtig, dass niemand seine Überzeugungen ablegen müsse. Jeder müsse für seinen Wahrheitsanspruch, seine Botschaft und seine Religion einstehen. Für den Dialog der Religionen gebe es inzwischen auch mehrere Kirchenbeauftragte in der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland.
Vertrauen zu wagen und auf Dialog zu setzen, bedeute nicht, dabei blauäugig und naiv zu sein, betonte der landeskirchliche Pfarrer für den interreligiösen Dialog, Andreas Goetze. Es sei jedoch "an der Zeit, nicht nur gegenseitig Forderungen" zu stellen, sagte Dröge. Der christlich-muslimische Dialog brauche ein neues Fundament.
Die fast 150 Seiten starke Broschüre mit Internettipps und Literaturverzeichnis gibt Informationen über muslimisches Leben in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz, über islamische Vereine und Organisationen, religiöse Traditionen. Ein Glossar erläutert Begriffe wie Scharia, Zuckerfest, Hodscha und Moschee und die "Fünf Säulen des Islam". Das Kapitel "Kontakte knüpfen mit einer Moscheegemeinde" gibt Hinweise für den Aufbau von Beziehungen.
Auch kritische Fragen sind nicht ausgespart. Voraussetzung für eine "gesellschaftlich bedeutsame und öffentlich wahrgenommene Zusammenarbeit" sei, dass alle Beteiligten die Menschenrechte, das Grundgesetz und das Gewaltmonopol des weltanschaulich neutralen Rechtsstaats anerkennen, heißt es in der Orientierungshilfe. Das bedeute jedoch nicht, dass dies bei christlich-muslimischen Begegnungen auf lokaler Ebene bereits vorab eingefordert werden müsse. Auch Christen werde schließlich keine Distanzierung von Kreuzzügen, Ketzerverbrennungen und Missbrauchsskandalen abverlangt.
Die Orientierungshilfe soll auch bundesweit in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) genutzt werden können, sagte Goetze. Die Broschüre sei ein Beitrag zur Förderung des Dialogs, betonte Mazyek: "Insgesamt finde ich es ein starkes Papier."