Thüringen erlebt ein gutes Storchenjahr. "In der Brutsaison 2019 waren im Freistaat 72 Storchennester bewohnt und 142 Junge wurden flügge", sagte Klaus Schmidt, der Storchenexperte beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen am 26. September in Leutra. Damit sei nicht nur das Rekordjahr 2018 mit 62 gemeldeten Nestern und 138 ausgeflogenen Jungstörchen übertroffen worden. In dieser Brutsaison habe es sogar so viele besetzte Nester wie schon seit über 100 Jahren nicht mehr gegeben, erklärte er.

Der Experte schätzte die Nachwuchsrate für 2019 trotz Hitze und langer Trockenheit als zufriedenstellend ein. Sie habe mit einem Mittelwert von fast zwei Jungen pro Brutpaar geringfügig unter dem langjährigen Durchschnitt gelegen, fügte er hinzu.

Als er 1958 mit dem Registrieren der Störche in Thüringen angefangen habe, war die Anzahl mit fünf besetzten Nestern überschaubar, so Schmidt. Viele Jungstörche seien damals an Mittelspannungsleitungen verunglückt; das Aussterben schien nah. Allerdings habe dann nach langer Stagnation sehr zögerlich eine Zunahme eingesetzt. Ab 2010 stieg die Zahl besetzter Nester laut Schmidt kontinuierlich an.

Thüringen habe inzwischen auch zwei Storchendörfer, also Orte mit mindestens fünf Nestern. Beide - Breitungen mit fünf und Berka mit sechs Brutpaaren - lägen in der Werraaue. Die meisten Brutorte seien im Wartburgkreis (27) sowie in den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen (zehn) Gotha (acht) zusammengekommen. Bei den Neuansiedlungen sei den Ornithologen aufgefallen, dass etliche Neuankömmlinge auch ohne menschliche Hilfe zurechtgekommen wären, erläuterte Schmidt.