Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer haben davor gewarnt, die Zukunft der Kirche von Prognosen über die Entwicklung der Kirchenmitglieder abhängig zu machen. Prognosen, wie die im Mai veröffentlichte Freiburger Studie, seien schwierig, da sie die Zukunft voraussagen wollten. "Hochrechnungen über Jahrzehnte hinaus, Szenarien anhand von Zahlen ohne belastbare Grundlage, irrlichternde Vorschläge, die vermeintlich die Kirche 'zukunftsfähig' machen: Das alles führt vor allem zu Verunsicherung und Lähmung", kritisierte der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt, am 23. September in Quedlinburg. Dort trafen sich rund 90 Pfarrerinnen und Pfarrer zur jährlichen Mitgliederversammlung.

Laut einer wissenschaftlichen Prognose Freiburger Forscher könnten die beiden christlichen Kirchen bis zum Jahr 2060 rund die Hälfte ihrer heutigen Mitglieder verlieren. Diese Entwicklung wird sich den Berechnungen zufolge auch auf die Kirchensteuerentwicklung auswirken. Zwar soll das Kirchensteueraufkommen im Jahr 2060 weiterhin bei rund zwölf Milliarden Euro liegen, doch kaufkraftbereinigt könnten sich die Kirchen davon in 40 Jahren nur die Hälfte des Bisherigen leisten.

Die Tendenzen der Freiburger Studie seien nicht neu, sagte Kahnt. Die Mitgliederzahlen gingen schon lange zurück. Ein Rückgang bei den Einnahmen indes würde bisher nur behauptet. Dennoch seien mit dieser Behauptung der teils massive Abbau von Pfarrstellen begründet und den Pfarrerinnen und Pfarrern zunehmend Mehrarbeit zugemutet worden. "Da, wo Kirchenbindung erfolgreich wirken kann, wird seit Jahren gekürzt", kritisierte Kahnt.