Rund zwei Wochen nach Bekanntwerden der Mitgliedschaft von Sachsens evangelischem Landesbischof Carsten Rentzing in einer schlagenden Burschenschaft fordern Christen im Freistaat Aufklärung. Eine entsprechende Online-Petition hatte bis 27. September knapp 50 Unterzeichner, darunter die Leipziger Pfarrer Andreas Dohrn und Frank Martin sowie der Kirchvorsteher Matthias Rudolph.

"Wir erwarten eine Erklärung, warum Sie als Repräsentant der sächsischen Landeskirche nach wie vor Mitglied der Alten Prager Landsmannschaft Hercynia sind", schrieben die Autoren der Petition an den Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Auch erwarte man "eine klare Distanzierung" von der Berliner "Bibliothek des Konservatismus", die Teil des Netzwerks der Neuen Rechten sei. Rentzing hatte dort 2013 einen Vortrag gehalten.

Zudem erwarte man von Rentzing "eine öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien". Es sei unverständlich, warum der Bischof statt einer klaren Abgrenzung von der AfD bislang "auf Gespräch, Verständnis und gemeinsame Zukunftsgestaltung gesetzt" habe, so die Autoren: "Es drängt sich die Vermutung einer inhaltlichen Nähe auf, die durch Ihre Äußerungen nicht entkräftet wurde."

"Das Amt der Einheit entbindet Sie nicht vom Wort der Klarheit", schrieben die Autoren. Man sehe mit Sorge, dass die sächsische Landeskirche durch die unklare Positionierung des Bischofs in Sachsen und innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) "zunehmend an den Rand gerät".

Mitinitiator Dohrn sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), es braue sich gerade etwas zusammen innerhalb der Landeskirche. "Ein Bischof ist nicht für sich selber da, sondern er repräsentiert andere, und das macht Landesbischof Rentzing momentan unterdurchschnittlich gut", sagte Dohrn.

Rentzing hatte seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft am 14. September in einem Interview mit der "Sächsischen Zeitung" öffentlich gemacht. Diese bestehe seit seiner Studentenzeit in Frankfurt am Main. Die freiheitliche Grundstimmung in der Verbindung, deren Wahlspruch "Deutsch, frei, innig und treu" lautet, habe ihm gefallen, sagte der Bischof: "Uns einte nicht nur die Freude an Tradition, sondern auch die Abwehrhaltung gegen Extremismen." "Natürlich" habe er auch gefochten, räumte Rentzing auch seine Teilnahme an Ritualen der schlagenden Verbindung ein.

Zu dem Vortrag in der "Bibliothek des Konservatismus" habe ihn der Leiter der Institution eingeladen, den er aus dem Studium gekannt habe, sagte Rentzing der Zeitung. Von Verbindungen zur Neuen Rechten wisse er nichts.

In einem ebenfalls am 14. September veröffentlichten Statement erklärte Rentzing, er sei in der Verbindung nicht mehr aktiv, aber formal noch Mitglied. "Ich trage diesen Teil meiner Biografie ganz bewusst nicht offen vor mir her, aber ich stehe dazu, dass es ein Abschnitt in meinem Leben war, den ich nicht verleugnen kann und will", so der Bischof. Kein Leben verlaufe nur geradlinig, auch das seine nicht.

Am Freitag war Rentzing für eine Reaktion nicht zu erreichen: Der Bischof habe Geburtstag und habe sich bis Montag freigenommen, sagte Landeskirchensprecher Matthias Oelke dem epd.