Wittenberg (epd). Das bei mittlerweile zwei Bränden beschädigte Flüchtlingsboot am Schwanenteich der Lutherstadt Wittenberg bleibt als Denkmal erhalten. Der Stadtrat habe am 24. April auf seiner Sitzung mehrheitlich dafür gestimmt, das Flüchtlingsschiff in seinem gegenwärtigen Zustand zu belassen und es in die Gestaltung der Wallanlagen zu integrieren, teilte eine Sprecherin am 25. April in Wittenberg mit.
Für die Gestaltung des "Denkmals der Menschlichkeit, Konsequenz und Rechtsstaatlichkeit" gab es verschiedene Vorschläge. Der Stadtrat entschied sich nun dafür, den jetzigen Zustand zu belassen und zu erhalten. Dabei werden die Kosten für die Beschilderung mit rund 3.500 Euro, für Kontrollen mit 360 Euro sowie für Erhaltungsmaßnahmen mit rund 250 Euro pro Jahr beziffert.
Bei dem Flüchtlingsboot handelte es sich um ein Exponat der Weltausstellung zum Reformationsjubiläum 2017, das nach dem Ende der Schau von der Stadt übernommen worden war. Das Schiff hatte im Jahr 2013 insgesamt 244 Frauen, Männer und Kinder unversehrt von Libyen nach Sizilien gebracht. In Wittenberg sollte es eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht anregen und später als Denkmal und Ort der Diskussion erhalten bleiben. Das 23 Tonnen schwere Boot trug den Namen al-bahja (Fröhlichkeit, Freude).
In der Nacht vom 9. zum 10. November 2018 wurde das Boot von unbekannten Tätern in Brand gesteckt. Da Brandmittel am Tatort gefunden wurden, wird von einem politisch motivierten Hintergrund der Tat ausgegangen. Bei dem Brand wurde der Aufbau aus Holz zerstört, so dass nun nur noch der Rumpf stehen geblieben ist. Vor mehr als einer Woche wurde ein neuer Brandschaden festgestellt. Dabei handelte es sich um eine etwa einen Quadratmeter große Verrußung. Es wird davon ausgegangen, dass auch dieser Brand vorsätzlich gelegt wurde.