Berlin (epd). Mehr als jedes dritte neugeborene Mädchen (37 Prozent) wird einer Studie zufolge seinen 100. Geburtstag erleben. Laut den Berechnungen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von 2017 geborenen Mädchen bei 94,8 Jahren, wie der Auftrageber der Studie, die Deutsche Versicherungswirtschaft, am 23. April in Berlin mitteilte.
"Ein Alter von 90 wird in Zukunft völlig normal", sagte Dmitri Jdanov, verantwortlicher Wissenschaftler am Max-Planck-Institut. Den Zahlen zufolge werden 77 Prozent der neugeborenen Mädchen ihren 90. Geburtstag und sogar 92 Prozent ihren 80. Geburtstag erleben.
Lebenserwartung bei Jungen niedriger
Bei den neugeborenen Jungen liegt die Lebenserwartung etwas niedriger: Von den 2017 geborenen Jungen werde mehr als jeder Zehnte (11 Prozent) seinen 100. Geburtstag erleben. 59 Prozent der Jungen werden den Berechnungen zufolge ihren 90. Geburtstag erreichen, 84 Prozent den 80. Die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener Jungen gibt das Max-Planck-Institut mit 88,6 Jahren an.
Auch bei vielen älteren Menschen wird ein hohes Alter immer wahrscheinlicher. Laut den Berechnungen werden 81 Prozent der heute 50-jährigen Frauen ihren 80. Geburtstag feiern. Bei den gleichaltrigen Männern seien es 70 Prozent.
Viele Männer "Vorsorgemuffel"
Die Berechnungen basieren auf Prognosen der Vereinten Nationen. Sie setzen voraus, dass die aktuellen Fortschritte bei der Lebenserwartung weiter anhalten. Gewisse Unsicherheiten gebe es allerdings, sagte Jdanov: "Wir wissen zum Beispiel nicht genau, wie sich das Rauch- und Trinkverhalten in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird".
Die Lebenserwartung von Frauen ist in fast allen Industrienationen höher als die der Männer. Wissenschaftler machen für den Altersunterschied vor allem biologische sowie verhaltens- und umweltbedingte Faktoren verantwortlich. So trinken Männer laut der Deutsche Versicherungswirtschaft mehr Alkohol, rauchen häufiger und ernähren sich ungesünder. Viele Männer seien "Vorsorgemuffel" und gingen seltener zum Arzt als Frauen oder nähmen im Straßenverkehr größere Risiken in Kauf.