Die Türme der evangelischen Görlitzer Peterskirche setzen mit abstrakter Graffiti-Kunst der Streetart-Künstlerin MadC ein Zeichen für Europa. Als erste der insgesamt fünf je rund 30 Quadratmeter großen Planen wurden am 25. April die Werke "Europa" und "Görlitz" am Baugerüst der Kirchtürme aufgehängt, sagte Pfarrer Bernd Arlt von der evangelischen Innenstadtgemeinde Görlitz dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Görlitz. Die Kunstwerke, an deren Entstehung auch acht Schülerinnen und Schüler aus Görlitz beteiligt waren, sollen bis zum Herbst in der Grenzstadt gezeigt werden.

Erstmals werde in Deutschland Streetart in dieser Form an einem so prominenten Ort wie einem Kirchturm gezeigt, erklärte die sächsische Staatskanzlei. Die Türme seien auf beiden Seiten der Neiße gut zu sehen und deshalb "der beste Ort für diese einmalige Kunstaktion", betonte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Die Graffiti-Kunstwerke seien eine Einladung "weiterhin miteinander europäische Brücken zu bauen und Europa so zu gestalten, dass es gut für die Menschen ist". Das in den Blautönen der EU gestaltete Kunstwerk "Europa" weise in Richtung Polen, sagte Arlt.

Die aus Bautzen stammende Graffiti-Künstlerin MadC, die 38-jährige Grafikdesignerin Claudia Walde, hat in Halle und London studiert. Sie wird nach Angaben ihrer Webseite von Galerien unter anderem in Zürich, Paris und New York vertreten. Neben Kretschmer und der Künstlerin waren nach Angaben von Arlt unter anderem auch der evangelische Superintendent Thomas Koppehl und der Görlitzer Bürgermeister Siegfried Deinege vor Ort. Auftraggeber der Graffiti-Werke ist das Land Sachsen. Die Kunstaktion ist Teil der Marketing-Kampagne des Bundeslandes unter dem Motto "So geht sächsisch".

Die als Peterskirche bekannte Kirche St. Peter und Paul ist die Görlitzer Stadtpfarrkirche. Die spätgotische Hallenkirche wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Gemeindegottesdienst wurden in Görlitz nach Angaben der Kirchengemeinde bis 1691 nur dort gefeiert. Die beiden neogotischen Kirchtürme wurden erst zwischen 1890 und 1892 gebaut.

Die heutige barocke Ausstattung der Hauptkirche stammt mehrheitlich aus der Zeit nach dem Brand von 1691, der große Teile der Stadt zerstörte und auch die frühere Kircheneinrichtung vernichtete. Zum barocken Inventar gehören den Angaben zufolge unter anderem drei Beichtstühle, eine vergoldete Kanzel aus Sandstein von 1693 und ein Hochaltar von 1695.