Erfurt/Belgrad (epd). Thüringen ehrt den Holocaust-Überlebenden Ivan Ivanji zu seinem 90. Geburtstag mit dem Verdienstorden des Landes. Dazu reist Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Wochenende nach Serbien, teilte die Staatskanzlei am 24. Januar in Erfurt mit. Neben der Würdigung von Ivanji am Samstag im Belgrader Pressezentrum sei am Sonntag zudem Ramelows Teilnahme an einer Kranzniederlegung anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Staro Sajmiste geplant.
Dazu würden von serbischer Seite neben Staatspräsident Aleksandar Vucic auch der stellvertretende Parlamentspräsident Veroljub Arsic sowie Isak Asiel, der Rabbiner von Belgrad, Robert Sabados, der Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, und Dalibor Nakic, der Vorsitzende des Roma-Nationalrats, erwartet. Von deutscher Seite sind nach Angaben der Staatskanzlei außer Ramelow unter anderem Botschafter Thomas Schieb und der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, dazu eingeladen.
Der Thüringer Verdienstorden sei Ausdruck größten Respekts und tiefer Dankbarkeit für ein reiches Lebenswerk, würdigte Ramelow den Jubilar bereits vorab. "Wir ehren ihn für sein Jahrzehnte währendes Engagement, die Verbrechen der Schoah aufzuarbeiten und die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten. Wir würdigen Ivan Ivanji gleichermaßen als politisch engagierten und mit der Gedenkstätte Buchenwald eng verbundenen Zeitzeugen, als verehrten Schriftsteller und kritischen Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa", sagte der Ministerpräsident.
Ivanji war erst 15 Jahre alt, als er am 27. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt wurde. Als Häftling mit der Nummer 58116 war er dann im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg eingesperrt. Von dort gelangte er in die KZ-Außenlager Magdeburg, Niederorschel und schließlich Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt. Nach dem Krieg studierte er an der Belgrader Universität Architektur und Germanistik, arbeitete als Lehrer, Theaterintendant, Dolmetscher für Josip Broz Tito, als jugoslawischer Kulturattaché in Bonn und war viele Jahre Generalsekretär des jugoslawischen Schriftstellerverbandes.
Der Verdienstorden des Freistaats Thüringen als höchste Auszeichnung des Landes wird seit dem Jahr 2000 vergeben. Die Zahl der lebenden Ordensinhaber ist auf 300 Personen begrenzt. Zu ihnen zählen unter anderem Altbischof Roland Hoffmann, die frühere Intendantin des Weimarer Kunstfestes Nike Wagner und Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann.