Das Goethe-Institut will bedrohten Kulturschaffenden im Ausland mehr Schutz bieten. Präsident Klaus-Dieter Lehmann sagte dem Sender MDR Kultur am 2. Januar in Halle, bisher sei Künstlern in Einzelfällen individuell geholfen worden, indem zum Beispiel Gästezimmer zur Verfügung gestellt wurden. Dies münde nun in ein festes Programm, das vom Auswärtigen Amt unterstützt und finanziert werde.

"Wenn Künstler gefährdet sind, wenn sie bedroht werden und von sich aus Schutz suchen, dann können wir künftig entweder in Deutschland oder in Nachbarländern des Ursprungslandes für eine mittelfristige Zeit Arbeitsmöglichkeiten schaffen, Begleitung stellen und auch ein Auskommen sichern", sagte Lehmann dem Sender. So könnten Betroffene zunächst aus Gefahrensituationen herausgenommen werden und dann, "wenn möglicherweise etwas Gras über die Sache gewachsen ist", wieder in ihr Land zurückkehren. So werde eine Möglichkeit geschaffen, schwierige und kritische Situationen zu überbrücken.

Zugleich zeigte sich Lehmann besorgt über die Entwicklungen in der Welt. Es gebe "zunehmend autokratische Regime, Abschottung und Zensur", sagte der Präsident des Goethe-Instituts. Dies sei genau das Gegenteil der programmatischen Ausrichtung der Kultur- und Bildungsinstitution. "Goethe-Institute sind Frei- und Dialogräume und stehen für eine Freiheit von Kunst, Kultur und Wissenschaft", betonte Lehmann.

Darüber hinaus gebe es weitere Projekte, mit denen das Goethe-Institut Verantwortung für einen gemeinsamen europäischen Kulturraum übernehme, sagte Lehmann: "Um ein Auseinanderdriften von Ost-, Mittel- und Westeuropa zu verhindern, veranstalten wir sogenannte Ortsgespräche." Damit gehe das Goethe-Institut nicht nur in die großen Metropolen, sondern in die mittleren Städte von 50.000 Einwohnern und weniger. "Das machen wir zunächst in jeweils fünf Städten in Ungarn und Polen", sagte Lehmann.