Museen brauchen nach Ansicht der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, mehr Sicherheit im Umgang mit Kulturgütern aus kolonialem Kontext. Sie wünsche sich von der Politik eine klarere Haltung, wie zum Beispiel mit Gebeinen aus Afrika umgegangen werden soll, sagte Ackermann dem Hörfunksender MDR Kultur in Halle. Bisher sei die Initiative stark von den Museen ausgegangen.

Das habe allerdings seine Grenzen. "Die Museen stehen oft vor dem Problem, dass es viele noch nicht gelöste rechtliche Fragen gibt zum Umgang mit Kulturgut aus kolonialen Kontexten", begründete Ackermann. Diese müssten natürlich zunächst auf politischer Ebene und bundeseinheitlich diskutiert und geklärt werden. "Wir kommen da sonst gar nicht weiter", sagte die SKD-Chefin. Es sei wichtig, zu einer gemeinsamen Haltung zu kommen.

Zudem gebe es für jeden Einzelfall unterschiedliche Zuständigkeiten: "In Bezug auf Benin müssten wir vermutlich mit dem Sächsischen Landtag kommunizieren, bezüglich Australien hatten wir Kontakt mit der australischen Botschaft, in Bezug auf einen anderen Fall war das Auswärtige Amt zuständig - und darin wieder Abteilungen, die sich auf bestimmte Länderkontexte beziehen", erklärte Ackermann das bisherige Vorgehen. Das sei sehr komplex. Daher brauche es Vereinfachungen.

Antworten auf diese und offene rechtliche Fragen erhofft sich die Dresdner Direktorin von einer Abstimmung der Kultusministerkonferenz mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD). Die Kultusminister wollen sich im März mit Kulturgütern aus kolonialem Kontext beschäftigen. Dabei sollen mit den Bundesländern gemeinsame politische Positionen entwickelt werden.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wollen 2019 weitere menschliche Gebeine zurückgeben, zum Beispiel nach Australien und Namibia. Im Jahr 2017 hatte Sachsen erstmals eine Rückgabeforderung aus Hawaii erfüllt. Die Gebeine waren zumeist während der Kolonialzeit in die Museen gelangt und dort in anthropologischen Sammlungen aufbewahrt worden.

Zum Verbund der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören insgesamt 15 Museen, darunter auch das Grassi Museum Leipzig und das Völkerkundemuseum in Herrnhut.