Berlin (epd). Bundestagvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) hat das Hilfswerk Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) anlässlich dessen 60-jährigen Bestehens gewürdigt. "Aktion Sühnezeichen hat eine Arbeit begonnen, die nie fertig wird", sagte Oppermann am 30. April im RBB-Inforadio. Er fügte hinzu: "Wir müssen die Vergangenheit wachhalten, aber eben auch zeigen in der Gegenwart, dass man durch Solidarität und durch friedliche Formen des Zusammenlebens eine gute Grundlage für die Zukunft schafft."
Oppermann, der als junger Mann selbst bei ASF als Freiwilliger gearbeitet hatte, sagte weiter, dass sein Engagement bei ASF für ihn ein Schlüsselerlebnis gewesen sei und seinen Wunsch, Politiker zu werden, maßgeblich beeinflusst habe. Er habe sich als Student im Rahmen seines ASF-Dienstes bei der amerikanischen Landarbeitergewerkschaft unter anderem für faire Löhne eingesetzt. "Da habe ich gelernt, dass sich soziale Gerechtigkeit nicht von selbst einstellt, sondern sie ist immer das Ergebnis politischer Einmischung und ich hatte beschlossen, mich fortan einzumischen", so Oppermann.
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) war vor 60 Jahren am 30. April 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter maßgeblicher Mitwirkung des NS-Widerstandkämpfers und evangelischen Christen Lothar Kreyssig gegründet worden. Ziel des christlich inspirierten Hilfswerks sind Frieden und Versöhnung. Mit Freiwilligendiensten, Bildungsarbeit und Kampagnen engagiert sich die Organisation gegen Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsvergessenheit.
Dabei setzen sich jährlich mehrere hundert überwiegend junge Menschen in vielen Ländern Europas, den USA und Israel für die Begleitung von Holocaust-Überlebenden sowie für eine inklusive, vielfältige Gesellschaft ein. Seit Gründung von ASF haben sich den Angaben zufolge daran mehr als 10.000 ASF-Freiwillige beteiligt.
Das Engagement von Aktion Sühnezeichen bleibe nach wie vor aktuell, betonte Oppermann. Tausende Freiwillige seien für den Friedensdienst unterwegs gewesen, nicht nur um Deutschland in der Welt gut zu vertreten. Sie hätten auch interessante Impulse nach Deutschland zurück gebracht, erklärte der SPD-Politiker: "Und inzwischen hat Aktion Sühnezeichen auch amerikanische Juden, die nach Deutschland kommen, um unser Land kennenzulernen. Also es gibt jetzt auch Freiwillige in der Gegenrichtung. Für junge Leute ist Aktion Sühnezeichen nach wie vor unglaublich spannend."
Überzeugend sei für ihn besonders die Mission von ASF gewesen, sagte Oppermann. "Der Aufruf von Lothar Kreyssig war ja nicht auf Wiedergutmachung ausgerichtet, sondern wir wollten mit diesem Friedensdienst sozusagen symbolisch um Vergebung bitten, für das was Deutschland über die Völker Europas und insbesondere an den Juden an Leid verursacht hat." Zudem sollte damit ein Zeichen für eine friedliche, solidarische Gesellschaft gesetzt werden.
Zum 60-jährigen Bestehen stehen vom 25. bis 27. Mai in Berlin ein Gottesdienst, ein Festakt sowie ein Ehemaligentreffen von Aktion Sühnezeichen auf dem Programm. Bundesweit sind weitere Veranstaltungen geplant.