Die Medienexpertin Johanna Haberer hat die christliche Publizistik zu einer kritischen Haltung der Kirche gegenüber ermutigt. Wenn immer nur ein Halleluja auf die Kirchen gesungen und geschrieben werde, sei dies "erwartbar und langweilig", sagte die Professorin für Christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg der evangelischen Wochenzeitung "Die Kirche" (6. Mai). Haberer ist zugleich eine von vier Herausgebern der "Kirche" sowie auch des "Evangelischen Sonntagsblatts" in Bayern.

Die Professorin für Christliche Publizistik sagte weiter, sie lese nur, "was sich reibt": "Und so wird die Kirchenpresse früher oder später an ihrer eigenen Langeweile sterben." Andererseits müssten aber auch die Kirchen verstehen, dass sie beides bräuchten, also Öffentlichkeitsarbeit und kritische Presse.

Haberer verwies darauf, dass die Unabhängigkeit der Kirchenpresse nach dem Zweiten Weltkrieg auch ein gutes Beispiel für andere Medien sein sollte: "Ihre Aufgabe war es, die Stimme zu erheben für die Stimmlosen, und diesen Menschen in der Debatte ein Gehör zu geben." In den fünfziger und sechziger Jahren habe die Kirchenpublizistik "noch echte Gewinne gemacht". In Westdeutschland betrug die Gesamtauflage sieben Millionen "und war kein Zuschussgeschäft wie heute".

Inzwischen gebe es jedoch eine gänzlich andere Medienlandschaft. Jeder könne sich heute als Christ im Internet äußern und seine Stimme erheben. Gleichzeitig werde die von der Kirche bezahlte Presse immer mehr ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen: "Wenn das so weitergeht, unterscheidet die protestantische Presse nichts mehr von der katholischen", wo die Meinung des Bischofs zähle. Haberer warnte: "In dem Moment, als die Kirchenpresse von den Zuschüssen der Landeskirchen finanziell abhängig wurde, wurde sie langweilig."