Rom, Frankfurt a.M. (epd). Die katholischen deutschen Bischöfe sollen auf Wunsch des Papstes ihren Streit über die Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner selbst beilegen. Franziskus habe sie aufgefordert, "im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden", teilten der Vatikan und die Deutsche Bischofskonferenz nach Beratungen in Rom mit. Der Theologieprofessor Michael Seewald betonte am 4. Mai, der Papst habe damit dem Ansinnen der sieben konservativen Bischöfe nicht stattgegeben, die eine mehrheitlich beschlossene Handreichung zur Öffnung der Kommunion mit einem Brief nach Rom stoppen wollten.
Der Papst würdige das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe, erklärte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, am 3. Mai nach dem Gespräch, an dem unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki teilnahmen.
Umstrittene Handreichung
Ende Februar hatte die Bischofskonferenz mit mehr als Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, eine pastorale Handreichung für das Abendmahl von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession auf den Weg zu bringen. Sieben Bischöfe unter Führung Woelkis wandten sich daraufhin mit einem Brief an den Vatikan. Sie bezweifeln, ob eine nationale Bischofskonferenz über die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner entscheiden darf.
Der Dogmatikprofessor Seewald sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Ganz offenbar folgt Rom nicht der Argumentation der sieben Bischöfe, die sagen, dass es hier um Fragen von Glaube und Einheit gehe, also um ganz zentrale Dinge." Der Ball sei ins Feld der Bischofskonferenz zurückgespielt worden. "Das ist erfreulich, weil nun theologisch und pastoral verantwortbare Lösungen gefunden werden können." Wie weit sich Rom künftig in diese Sache einschalten werde, gehe aus der "inhaltlich vagen Stellungnahme der Bischofskonferenz" aber nicht hervor.
"Pastoraler Spielraum"
Ob der Wunsch des Papstes nach einer einmütigen Lösung konkret auch eine Einstimmigkeit im Abstimmungsverhalten der Bischöfe impliziere, sei schwer zu sagen. Entscheidend sei aber, dass der Papst den "pastoralen Spielraum, den die Mehrheitsfraktion in der Bischofskonferenz eröffnen will, nicht geschlossen hat", sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
Nach Angaben der Bischofskonferenz wurden bei dem Gespräch im Rom die Beziehung der Frage der Öffnung der Kommunion zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension erörtert. Das Treffen sei in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre verlaufen, hieß es. Neben Marx und Woelki nahmen die Bischöfe Felix Genn (Münster), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Gerhard Feige (Magdeburg) teil. Sie trafen neben dem Präfekten der Glaubenskongregation, Ladaria, auch den Präsidenten des Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will sich nun zunächst in Gesprächen "mit unseren katholischen Geschwistern" ein genaueres Bild über den Stand der Diskussion machen. "Wir freuen uns aber schon heute über die erneut deutlich gewordene Anerkennung für den ökumenischen Fortschritt in Deutschland", sagte ein Sprecher dem epd. "Es gilt, den Schwung des Reformationsjubiläum zu nutzen. Uns eint mehr, als uns trennt."
Das Verständnis des Abendmahls ist nach wie vor einer der größten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. An katholischen Abendmahlfeiern dürfen bislang in der Regel nur Katholiken teilnehmen.