Vor zu großen Erwartungen auf eine schnelle Einführung eines konfessionsübergreifenden Religionsunterrichtes haben die beiden großen Kirchen in Thüringen gewarnt. Bis dahin müssten nicht zuletzt auch verfassungsrechtliche Hürden aus dem Weg geschafft werden, sagten die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, und ihr Katholischer Amtsbruder Bischof Ulrich Neymeyr auf dem Ökumenischen Religionslehrertag am 3. Mai in Erfurt.

Im Augustinerkloster der Landeshauptstadt berieten mehr als 100 evangelische und katholische Religionslehrer aus Mitteldeutschland über die Herausforderungen des Schulalltags sowie die Zukunft ihres Fachs. In Arbeitsgruppen standen Erfahrungen und Chancen aber auch die Hemmnisse eines gemeinsamen Religionsunterrichts beider Konfessionen im Mittelpunkt. Zu der Tagung unter dem Motto "Der Schatz der Konfessionen" hatten das Pädagogisch-Theologische Institut (PTI) von Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Evangelischer Landeskirche Anhalts, das Bistum Erfurt sowie das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILM) eingeladen.

Man könne den Blick nicht vor den sinkenden Schülerzahlen verschließen, sagte Bischof Neymeyr. Diese Herausforderung lasse sich aus seiner Überzeugung aber weder durch die Zusammenlegung von katholischem und evangelischem Religionsunterricht noch mit der Beschäftigung von Seiteneinsteigern einfach aus der Welt schaffen. Neben dem Einsatz moderner technischer Mittel wie zum Beispiel der Erprobung von Online-Unterricht müsse man auch darüber nachdenken, wie mehr ungetaufte Kinder für das Fach begeistert werden können.

Unterstützung findet Neymeyr in dieser Frage bei Bischöfin Junkermann. Evangelischer wie katholischer Religionsunterricht seien ein "Angebot an alle" unterstrich sie. Schon heute würden viele konfessionslose Eltern ihre Kinder im Fach Religion unterrichten lassen, damit diese sich mit den Fundamenten von Kultur und Gesellschaft vertraut machen könnten, die ihre Wurzeln im Christentum haben. Schließlich habe auch der Staat ein Interesse daran, dass seine Bürger Kenntnisse über den Glauben und die Kirchen besitzen.

Neymeyr und Junkermann appellierten an die Eltern, sich mit Beschränkungen auf ein- statt zweistündiger Angebote oder dauernden Unterrichtsausfall, weil der Lehrer in seinem Zweitfach Vertretungen übernehmen müsse, nicht abzufinden. Ohne Widerspruch drohe das Fach, zur Planungsreserve der Schulen zu werden.

Gemeinsam gehe es jetzt im Dialog mit dem Bildungsministerium um erste konkrete Kooperationen und Modellversuche an den Schulen. Lehrer und Schüler sollen so der jeweils anderen Konfession begegnen können. Sie öffneten sich damit auch der Ökumene, zeigte sich PTI-Direktor Ekkehard Steinhäuser überzeugt. Auf einem solchen "konfessionssensiblen" könne dann ein "konfessionell kooperativer" Religionsunterricht aufbauen. Der ökumenische Religionslehrertag habe den Lehrkräften eine Gelegenheit eröffnet, dies schon einmal selbst auszuprobieren, so Steinhäusers erstes Fazit der Tagung.