Saarbrücken (epd). Die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani und der deutsch-französische Autor Georges-Arthur Goldschmidt erhalten in diesem Jahr den Großen Deutsch-Französischen Medienpreis. Beide stünden kompromisslos für Toleranz und kulturelle Vielfalt, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Französischen Journalistenpreises und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück, am 1. Juni in Saarbrücken. Der Medienpreis wird zusammen mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis am 14. September in Berlin vergeben.
„In Zeiten von Hass, Intoleranz, Fake News und der dadurch abnehmenden Bereitschaft zum offenen Diskurs sind es vor allem Kunst und Kultur, die uns einen Spiegel vorhalten und so die Chance eröffnen können, das Trennende zu überwinden und wieder aufeinander zuzugehen“, sagte Grasmück. Slimani verdeutliche in ihren Werken, wie die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts das Privatleben und bis heute die Identität vieler Menschen präge und nach wie vor die Ursache von Konflikten sei. In ihrer aktuellen Trilogie erzähle sie mit großer Einfühlsamkeit ihre eigene Familiengeschichte, die ihren Ursprung im Elsass während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg hat.
Veränderung von Gesellschaften unter dem Druck des Autoritären
Georges-Arthur Goldschmidt hat den Preisstiftern zufolge trotz Flucht und Vertreibung zeitlebens seinen Optimismus nicht verloren. Der 95-Jährige bleibe daher als Überlebender und Zeitzeuge des Nationalsozialismus auch für künftige Generationen eine wichtige Stimme und Informationsquelle. Grasmück sagte, dass Goldschmidts Bücher über seine ursprünglich jüdische Familie sowie über seinen eigenen Lebensweg „eine eindrucksvolle Schilderung“ seien, wie Gesellschaften sich unter dem Druck des Autoritären verändern und das Böse die Oberhand gewinne. Der Autor sei auch als Literaturkritiker und Übersetzer tätig, hieß es. Ein Austauschprogramm zur Förderung junger Übersetzerinnen und Übersetzer trage seit zwei Jahrzehnten seinen Namen.
Der undotierte Große Deutsch-Französische Medienpreis wird alljährlich an Persönlichkeiten und Organisationen vergeben, die sich in besonderer Weise um die europäische Verständigung verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Simone Veil, Alfred Grosser, Valéry Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt, die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, Jürgen Habermas und das Ehepaar Beate und Serge Klarsfeld. Im vergangenen Jahr wurden die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der Künstler Anselm Kiefer ausgezeichnet.
Der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) wurde 1983 gestartet. Mitglieder sind unter anderem das ZDF, France Télévisions, Arte, Radio France, die „Saarbrücker Zeitung“ und das Deutsch-Französische Jugendwerk. Der SR ist Federführer.