Wolfhagen (epd). Die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf und die Walter-Lübcke-Schule im nordhessischen Wolfhagen sind am 1. Juni mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis 2022 ausgezeichnet worden. Sie lebten und verkörperten in beeindruckender Weise die Werte, die Walter Lübcke vertreten und vorgelebt habe, sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) bei der Preisverleihung. Er sei ein aufrechter und mutiger Demokrat gewesen, der sich unermüdlich für Freiheit, Toleranz und Respekt eingesetzt habe. Die hessische Landesregierung verleiht den undotierten Preis im Gedenken an den 2019 von einem Rechtsextremisten ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten.

Der Ministerpräsident würdigte Eigendorf für ihren „fortwährenden journalistischen Einsatz im Namen der Demokratie“. Als Reporterin berichte sie oft unter Einsatz ihres Lebens über das Grauen des Krieges. Glaubwürdig schaffe sie ein unmittelbares Bewusstsein für dessen Auswirkungen. Dabei schaffe sie es, den Opfern von Krieg, Vertreibung und Unterdrückung Gehör zu verschaffen und eine Stimme zu geben. „Sie ist ein Sprachrohr für die Menschen. Als mutige Journalistin verdient sie unser aller Respekt“, betonte Rhein.

Die 1962 im nordrhein-westfälischen Tönisvorst geborene Eigendorf war nach dem Volontariat beim WDR in den vergangenen drei Jahrzehnten als Auslandskorrespondentin für ARD, ZDF und RTL im Einsatz und berichtete unter anderem über den Krieg in der Ukraine. Für ihre Reportagen wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

„Zeichen gegen menschenfeindliche Ideologie“

Große Anerkennung zollte Ministerpräsident Rhein auch der Walter-Lübcke-Schule: Mit ihrer Umbenennung habe die ehemalige Wilhelm-Filchner-Schule „ein starkes Zeichen für die Demokratie und gegen menschenfeindliche Ideologie gesetzt“. Die Schule in der Heimat des ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten bekenne sich mit der Wahl ihres Namens zu Toleranz und Weltoffenheit, positioniere sich gegen die Ausgrenzung von Menschen und trage Lübckes Vermächtnis weiter.

Der Walter-Lübcke-Demokratie-Preis wird seit 2020 alle zwei Jahre an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich besonders für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie engagieren. Erste Preisträger waren 2020 Robert Erkan, der sich um die Betreuung der Hinterbliebenen der Opfer des Hanauer Anschlags verdient gemacht hatte, die Journalistin Dunja Hayali und das „Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus - für demokratische Kultur in Hessen“.

Walter Lübcke war in der Nacht auf den 2. Juni 2019 von dem Rechtsextremisten Stephan Ernst auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha im Landkreis Kassel erschossen worden, nachdem er sich engagiert für die Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt hatte.