München (epd). Einer Studie zufolge stellen Medien gewalttätige Übergriffe gegen Frauen verzerrt dar. Bei der Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen TV fehlten eine stärkere Einbeziehung der Betroffenen-Perspektive, häufig Vorabwarnungen über den Inhalt sowie Hinweise auf Hilfsangebote für Betroffene, teilte die MaLisa Stiftung am 22. November in München mit. Zudem würden die fiktiven Geschichten oft ohne eine Beschreibung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auskommen. Anlass für die Untersuchung ist der „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November.
Geschlechtsspezifische Gewalt kommt demzufolge in rund einem Drittel (34 Prozent) der Sendungen vor. Häufig handele es sich dabei um explizite und schwere Gewalt gegen Frauen und Kinder. Sie werde in unterschiedlichen Programmsparten und Genres dargestellt, am häufigsten jedoch in fiktionalen Programmen (66 Prozent); innerhalb dieser meist in Krimi-Serien (26 Prozent) und Spielfilmen (13 Prozent). Die Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt kämen nur in acht Prozent der Darstellungen ausführlich selbst zu Wort.
„Stereotypisierte Erzählmuster“
Für die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen. Eine Medieninhaltsanalyse“ wurde den Angaben zufolge eine repräsentative Stichprobe der Programme von acht TV-Sendern (Das Erste, ZDF, RTL, RTLzwei, Vox, ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins) analysiert, die 2020 zwischen 18 und 22 Uhr ausgestrahlt wurden.
Schauspielerin Maria Furtwängler, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, sagte, Medien prägten unsere Wahrnehmung der Realität, dadurch hätten sie eine besondere Verantwortung, gerade bei einem gesellschaftlich so dringlichen Thema wie Gewalt gegen Frauen. „Wenn wir diese verzerrt darstellen, werden wir eher ein Teil des Problems, dabei können und sollten wir Teil der Lösung sein.“
Der Geschäftsführer der Ufa GmbH, Joachim Kosack, fügte hinzu, die Ergebnisse der Untersuchung rüttelten auf. „Bei der Entwicklung unserer Stoffe reflektieren wir viel zu wenig, dass immer wieder stereotypisierte Erzählmuster wiederholt werden.“ Er kündigte an, sich die Produktionsfirma in Workshops intern mit dem Ausgang der Studie auseinandersetzen wolle.
Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Wismar und der Universität Rostock. Die MaLisa Stiftung und die Ufa GmbH förderten und initiierten die Untersuchung. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.